NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDXCXVII)

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet am dritten Tag in Folge einen Anstieg der offiziellen bundesweiten Sieben-Tage-Inzidenz. Das RKI gibt den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Morgen mit 220,3 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 214,9 gelegen. Vor einer Woche lag die Inzidenz bei 242,9 (Vormonat: 442,9). Weil zwischen den Jahren weniger getestet und gemeldet wird, geht das RKI bei den Zahlen von einer Untererfassung aus. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 26.392 Corona-Neuinfektionen. Vor genau einer Woche waren es 22.214 Ansteckungen. Binnen 24 Stunden wurden zudem 184 Todesfälle vDie Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,04 angegeben (Vortag: 0,93). Damit steigt der Wert erstmals seit dem 28. November wieder über 1,0. Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 3828 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Das sind 86 weniger als am Vortag. Von den Betroffenen werden 2280 invasiv beatmet. Unter den Bundesländern weist Thüringen zu Beginn des neuen Jahres mit 413,1 die höchste 7-Tage-Inzidenz auf, gefolgt von Bremen, wo die Inzidenz bei 402 liegt. Niedersachsen hat in der Nacht keine Fallzahlen an das RKI gemeldet. Bremen kann die bundesweit höchste Impfquote (grundimmunisiert) vorweisen – und eine relativ hohe Zahl an Omikron-Befunden, wie aus dem letzten RKI-Wochenbericht hervorgeht. Schleswig-Holsteins grüne Finanzministerin Monika Heinold schließt sich der Forderung des Landesgesundheitsministers Heiner Garg an, die epidemische Lage in ihrem Bundesland festzustellen. “Angesichts der Ausbreitung des Virus brauchen wir als Land mehr Möglichkeiten, um angemessen reagieren zu können”, sagt sie. Es sei falsch gewesen, dass der Bund den Rechtsstatus der epidemischen Lage in Deutschland habe auslaufen lassen. In Berlin hatten SPD, Grüne und FDP bereits vor dem Start der neuen Bundesregierung ihre Mehrheit im Bundestag genutzt, um das Infektionsschutzgesetz zu novellieren. Die sogenannte epidemische Notlage von nationaler Tragweite war dann Ende November ausgelaufen. Der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, fordert angesichts der drohenden Belastung der kritischen Infrastruktur durch Omikron darüber nachzudenken, ob „Omikron-Infizierte Covid-Infizierte auf einer Intensivstation betreuen können“. Das sagt Bobrowski der “Bild”-Zeitung. Er spielt damit dem Bericht zufolge auf die sogenannte Arbeitsquarantäne an: Dabei soll das Krankenhauspersonal, das geimpft und infiziert, aber nicht krank ist, weiter arbeiten. “Weil die Omikron-Variante so mild verläuft und so wenig Symptome hat, kann man sicherlich durchaus diese Überlegung machen, bevor das ganze System zusammenbricht.” Man müsse den Unterschied zwischen Erkrankten und symptomlos Infizierten stärker herausarbeiten und die Politik dementsprechend Vorgaben machen, wird Bobrowski zitiert. Tatsächlich Kranke könnten natürlich nicht arbeiten. Aber: “Einem symptomlosen Infizierten ist ja zuzumuten, andere Infizierte zu betreuen, die vielleicht schwerer krank sind.” Wissenschaftler aus den USA und Japan haben womöglich eine Erklärung dafür gefunden, warum Infektionen mit Omikron weniger gefährlich sind als jene mit anderen Varianten. Bei Laborversuchen stellten sie fest, dass die Viruslast in den Nasen von Hamstern genauso hoch war wie bei früheren Formen von Sars-CoV-2. In den Lungen dagegen betrug die Belastung nur ein Zehntel dessen, was sie bei Varianten wie Delta beobachtet hatten. Die Untersuchung, an der insgesamt 65 Forscherinnen und Forscher beteiligt waren, ist bisher noch nicht in einem Wissenschaftsmagazin, sondern nur online als Preprint veröffentlicht worden. Externe Wissenschaftler haben die Ergebnisse also noch nicht überprüft. Bei einer Omikron-Infektion ist britischen Daten zufolge das statistische Risiko im Krankenhaus behandelt werden zu müssen ein Drittel des der Delta-Variante.Dies bestätige die bereits vorliegenden “ermutigenden Zeichen”, sagt die Chefberaterin der UK Health Security Agency, Susan Hopkins. Allerdings könne die höhere Ansteckungsrate bei Omikron trotzdem zu einer massiven Belastung des Gesundheitssystems führen. Grundlage der britischen Analyse waren mehr als eine Million Fälle.

Der Grünen-Sicherheitsexperte Konstantin von Notz hat sich alarmiert gezeigt über den Fall eines Bundeswehrsoldaten, der in einem Video zum Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen aufgerufen und Drohungen gegen den Staat ausgesprochen hatte. “Die Gefahr, die von Menschen ausgeht, die mit der pandemischen Lage zunehmend überfordert sind, sich mit anderen zusammentun, weiter radikalisieren und krudeste Gewaltphantasien und Putsch-Pläne verfolgen, ist real”, sagte von Notz der Funke Mediengruppe. Die Bedrohung demokratischer Institutionen und ihrer Repräsentantinnen und Repräsentanten sei inakzeptabel und müsse konsequent geahndet werden, forderte er. Als wehrhafte Demokratie müsse man gemeinsam weiter wachsam sein. Der Soldat war am Donnerstag festgenommen worden, am Freitag kam er wieder auf freien Fuß. Laut Polizeiangaben sah die Staatsanwaltschaft Traunstein keine Haftgründe. Sie gehe nicht davon aus, dass von dem Mann eine akute Gefahr ausgeht, hieß es. Gegen ihn wird aber weiter wegen des Verdachts ermittelt, öffentlich zu Straftaten aufgerufen zu haben. Weitere Tanzclubs in Schleswig-Holstein, die um Weihnachten geöffnet hatten, sind von der Omikron-Variante des Coronavirus betroffen.Dabei handle es sich um den “Calypso-Club” in Henstedt-Ulzburg und den “Que-Danceclub” in Bad Segeberg, wie der Kreis Segeberg mitteilt. Bei mehreren Besuchern sei Omikron nachgewiesen worden. Alle Gäste müssten sich in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Ein Freitesten sei nicht möglich. Schon zuvor waren nach Weihnachtspartys in schleswig-holsteinischen Diskotheken mit zahlreichen Corona-Infektionen mehrere Tausend Besucher in Quarantäne geschickt worden. Betroffen waren unter anderem Clubs in Kiel, Trittau, Rendsburg und Pahlen. Die deutschen Landkreise fordern ein Vorgehen des Staates gegen gewaltsame Corona-Demonstrationen. Zwar sei das Recht, gegen die Corona-Politik auf die Straße zu gehen, vom Grundgesetz geschützt, sagt Landkreistagspräsident Reinhard Sager der Funke-Mediengruppe. “Das muss aber friedlich geschehen”, hob er hervor. Sobald diese Grenze überschritten werde oder sogar Politiker und ihre Familien bedroht oder angegriffen werden, “muss der Rechtsstaat entschieden eingreifen”, fordert der CDU-Politiker und Landrat des Landkreises Ostholstein. “Das bedeutet auch, dass gewaltsame Demonstrationen aufgelöst werden.”

Die neue ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger sieht auch kritische Punkte in der eigenen Berichterstattung zur Corona-Pandemie. Auf die Frage, welche Fehler die ARD gemacht habe, sagte sie: “Vielleicht sind wir zu spät auf jene Menschen eingegangen, die Impf-Vorbehalte haben. Wir hätten ihnen früher erklären können, warum Impfen richtig und wichtig ist.” Schlesinger, die auch Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) ist, betonte zugleich: “ARD, ZDF und Deutschlandradio haben unter erschwerten Bedingungen wirklich viel geleistet.” Zahlreiche Menschen haben sich in Potsdam am Silvestertag noch eine Impfung abgeholt. Die Landeshauptstadt hatte die Impfstellen in der Metropolishalle und in der Schinkelhalle geöffnet. Die Termine seien gut gebucht worden, berichtet Sprecherin Christine Homann. Oberbürgermeister Mike Schubert bedankte sich bei den Mitarbeitenden für ihren Einsatz und verteilte Pfannkuchen. Es sei wichtig und richtig, auch an den Feiertagen all denjenigen, die sich und andere schützen wollen, ein Impf-Angebot zu machen, so das Potsdamer Stadtoberhaupt. Auch am Neujahrstag besteht bei den genannten Stellen die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Der Virologe Christian Drosten kritisiert den hohen Anteil an Ungeimpften in Deutschland. “Wir haben zu viele ungeimpfte Leute in Deutschland, gerade auch über 60. Und die sind natürlich richtig in Gefahr”, sagt der Leiter der Virologie an der Berliner Charité im Deutschlandfunk. “Das wird in Konsequenz auch verhindern, dass wir in Deutschland in die endemische Phase eintreten können und das wird uns einen extremen gesellschaftlichen, auch wirtschaftlichen Nachteil bringen gegenüber anderen Ländern, wenn wir das nicht hinbekommen.” Für Geimpfte könne die Pandemie im kommenden Jahr vorbei sein. Falls die Impflücke aber nicht geschlossen werden könne, müssten diese wahrscheinlich weiter Rücksicht nehmen auf die Ungeimpften. Einige Maßnahmen seien dann weiter nötig. “Maske tragen in Räumen beispielsweise im nächsten Winter, das würde mich nicht wundern, wenn wir das noch machen müssen. Ich glaube aber nicht, dass wir in großer Breite dann noch diese Belastung auf die Krankenhäuser haben werden.” Auch am vorletzten Tag des Jahres blieb das Impftempo deutlich hinter dem Vorwochenniveau zurück. Am Donnerstag wurden nach den Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) 471.125 Dosen verimpft, eine Woche zuvor, am 23. Dezember, waren es rund 780.000 gewesen. Damit erreicht die Impfkampagne nicht ansatzweise das Niveau der Zeit vor Weihnachten, als durchschnittlich mehr als eine Million Impfungen pro Tag durchgeführt wurden.

Frankreich meldet 232.200 Neuinfektionen – ein weiterer Rekord – und damit den dritten Tag in Folge mehr als 200.000 neue Fälle pro Tag. Dennoch bezeichnet Frankreichs Präsident Emmanuel Macron 2022 als das Jahr, in dem die Pandemie überwunden werden wird. “Daran will ich glauben”, sagt er bei seiner Neujahrsansprache. Allerdings stünden zunächst schwere Wochen bevor. Auch Italien und Großbritannien melden mit 144.243 und 189.846 Fällen jeweils Rekorde bei der Zahl der registrierten Neuinfektionen. Portugal meldet 30.829 Neuinfektionen, ein Rekord. Davon seien schätzungsweise 83 Prozent auf Omikron zurückzuführen, teilen die Behörden mit. Es wurden 18 weitere Todesfälle verzeichnet. Portugal hat mit inzwischen etwa 87 Prozent eine der höchsten Impfquoten weltweit. In der Schweiz wird die obligatorische Quarantäne für ungeimpfte Kontaktpersonen von Corona-Infizierten von zehn auf sieben Tage reduziert. Die Schweizer Gesundheitsbehörde stellt den kantonalen Behörden in einem Schreiben frei, diese Änderung umzusetzen. Außerdem müssen der neuen Anweisung zufolge auch Geimpfte und Genesene in Quarantäne, wenn deren letzte Impfung beziehungsweise Genesung mehr als vier Monate zurückliegt. Die Schweizer Regierung, der Bundesrat, besprach die Corona-Lage in einer telefonischen Sondersitzung. In einer gemeinsamen Erklärung bezeichnen die sieben Bundesräte die Lage in den Krankenhäusern als “besorgniserregend” und die Entwicklung in den nächsten Tagen als “ungewiss”. Sie wollten aber dennoch “vorerst” auf “zusätzliche Maßnahmen” verzichten. In einem österreichischen Skigebiet sind in einer Gruppe von Skilehrern 19 Corona-Fälle aufgetreten. Da sich die größtenteils niederländische Gruppe ab dem 25. Dezember in mehreren Almhütten und Restaurants in Kirchberg bei Kitzbühel aufgehalten hatte, veröffentlichen die Tiroler Behörden einen Aufruf an mögliche Kontaktpersonen. Alle Menschen, die in diesem Zeitraum im Gebiet Kirchberg Lokale aufgesucht haben, sollen zur Sicherheit PCR-Tests durchführen, heißt es. Außerdem sollten sie zwei Wochen lang ihren Gesundheitszustand beobachten, Menschenansammlungen meiden und FFP2-Masken tragen. Laut einem Sprecher des Landes Tirol wohnten die Skilehrer in einer gemeinsamen Unterkunft. Sowohl infizierte als auch nicht infizierte Mitglieder der Gruppe wurden nach Bekanntwerden der Corona-Fälle isoliert. Im Bundesland Tirol liegt die Sieben-Tage-Inzidenz zuletzt bei rund 300 Corona-Fällen pro 100.000 Einwohnern. In England verdoppelt sich die Zahl der wegen des Coronavirus ausfallenden Krankenhausmitarbeiter binnen eines Monats. Laut einer vom Gesundheitsdienst NHS England veröffentlichten Bilanz befinden sich am 26. Dezember mehr als 24.000 Beschäftigte wegen einer Infektion oder eines Kontakts zu einem Infizierten in Isolation. Ende November waren es noch weniger als 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. An Bord des Kreuzfahrtschiffes „Aida Nova“ gibt es positive Corona-Tests. Nach RTL-Informationen sind mehrere Besatzungsmitglieder mit dem Virus infiziert – mit Folgen für die Urlauber: Mehrere tausend Passagiere hängen in Lissabon fest, das Schiff darf den Hafen der portugiesischen Hauptstadt nicht verlassen. Angaben zur Anzahl der infizierten Mitarbeiter macht Aida Cruises nicht. Spanien verabschiedet das Jahr 2021 mit einer der höchsten Inzidenzen Europas. Die Zahl der neuen Fälle pro 100.000 Einwohner binnen 24 Stunden kletterte auf 1086, wie das Gesundheitsministerium mitteilt. Damit wurde erstmals die 1000er-Marke überschritten. Die Behörden beteuern, dass die Lage in den Krankenhäusern auch dank der hohen Impfquote von rund 80 Prozent weiterhin weitgehend unter Kontrolle sei, da das Vakzin in den meisten Fällen für eine Ansteckung ohne Symptome oder mit einem milderen Krankheitsverlauf sorge. Zuletzt waren in Spanien 8,8 Prozent aller Krankenhausbetten sowie 19 Prozent aller Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt. Auch diese Zahlen klettern, aber eher langsam.

Dreizehn Millionen Einwohner der chinesischen Stadt Xian verbringen den zehnten Tag in Lockdown. Viele von ihnen dürfen ihre Wohnblöcke nicht verlassen. Die strengen Maßnahmen sollen einen Coronavirus-Ausbruch in der Stadt beenden. Die Stadt meldet 174 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden. Zuvor hatten die Behörden zuletzt 166 Fälle gemeldet. Die Strategie der chinesischen Behörden zielt darauf, die Verbreitung des Virus ganz zu unterbinden. Gut einen Monat nach der Entdeckung der Omikron-Variante in Südafrika sieht die Regierung den Höhepunkt der neuen Infektionswelle überschritten. Das Land habe die Omikron-Welle ohne einen deutlichen Anstieg der Krankenhausanweisungen und Todesfälle überstanden, hebt die Regierung hervor. Staatschef Cyril Ramaphosa lässt daher erklären, dass die seit fast zwei Jahren geltende nächtliche Ausgangssperre und weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgehoben werden – und dies bereits zu Silvester. “Laut unseren Experten hat Omikron seinen Höhepunkt erreicht – ohne eine deutliche oder alarmierende Veränderung bei der Zahl der Krankenhauseinweisungen”, sagt der dem Präsidenten zugeteilte Minister Mondli Gungubele.

Beitragsfoto © geralt (Pixabay)

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