Fehlbesetzung

VON WOLFGANG HORN

Armin Laschets heutige Einlassung auf dem CSU-Parteitag, die Sozialdemokratie für historisch unfähig zu erklären und irgendetwas von linksgrünen Gefahren dazuzufaseln, ist kaum mehr als ein persönlicher und politischer Offenbarungseid. Das Nein der noch verbliebenen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten zu den Ermächtigungsgesetzen der Nazis, als die Abgeordneten der katholischen Zentrumspartei und der bürgerlichen Parteien allesamt zustimmten, Willy Brandts und Walter Scheels Ostverträge, gegen unanständige und ehrabschneidende Kommentare so mancher christdemokratischer Politiker nicht nur aus dem Stahlhelmlager der Dreggers ausgehandelt, die die Wiedervereinigung überhaupt erst möglich gemacht haben, der international als einzigartige Geste eines Deutschen gewürdigte Kniefall von Warschau, der Friedensnobelpreis, um nur an ganz wenige Einzelaspekte zu erinnern: Nein, Herr Laschet operiert und fabuliert in seiner Umfragenot komplett geschichtsvergessen. So kann man und so darf man nicht Kanzler dieser Republik werden. So ahnungslos und so anstandslos darf und kann man nicht einmal als Vorsitzender einer Regierungspartei argumentieren, die mit den geschmähten Sozialdemokraten seit geraumer Zeit das Land gemeinsam führt. Armin Laschet erweist mehr und mehr, daß er Kanzlerformat nicht aufweist. Er ist eine Fehlbesetzung, ein Bierkrug-Kandidat, der in seiner Not zur Pöbelei greift, ohne zu erkennen, daß so die Frage nach seinem Format und seinem intellektuellen Vermögen immer dringlicher gestellt wird. Ein derart schwaches Selbstbild eines Unions-Vorsitzenden ist historisch tatsächlich einmalig. Wenn sich diese politische Karriere nicht bald von selbst erledigt, wird die politische Kultur in unserem Land in ihrer Substanz geschädigt.

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