NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCXLIII)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 1642 neue Corona-Infektionen, 672 mehr als am Donnerstag vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz klettert auf 8,0 von 7,1 am Vortag. 32 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Die Ansteckungsrate (R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,08 angegeben (Vortag: 1,07). Der 7-Tage-R-Wert liegt aktuell bei 1,18 (Vortag: 1,11). Die Zahl der Covid-19-Patienten auf deutschen Intensivstationen sinkt erstmals seit Anfang Oktober 2020 wieder unter 400: Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) meldet aktuell 398 Intensivfälle – ein leichter Rückgang um 9 im Vergleich zum Vortag. Auf dem Höhepunkt der dritten Welle Ende April waren es mehr als 5000 Patienten. Aktuell müssen 260 Intensivpatienten beatmet werden, ein Rückgang von 5 im Vergleich zum Vortag. 4458 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.

Der leichte Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland vorige Woche scheint vor allem auf Corona-Infektionen bei jungen Erwachsenen zurückzugehen. Während sich die Fälle pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen in fast allen Altersgruppen über mehrere Wochen hinweg ungefähr konstant oder rückläufig entwickeln, haben sie bei den 20- bis 29-Jährigen vor allem in der vergangenen Woche zugenommen. Das geht aus dem Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Am deutlichsten ist der Trend bei den 20- bis 24-Jährigen, mit einem Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz von 10 auf 19 binnen zwei Wochen. Zum Vergleich: Bei Senioren zwischen 75 und 84 Jahren stagnierte der Wert im gleichen Zeitraum bei 1. Der Landkreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz verfügt laut RKI mit 42,0 über die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland. Dahinter folgt die kreisfreie Stadt Trier mit einer Inzidenz von 37,7.

Nach einem Abend in einem Karlsruher Lokal Anfang des Monats haben sich bisher fast 50 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Die Zahl der Infektionen, die auf den Besuch am 2. Juli zurückgeführt werden, sei auf 49 gestiegen, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Das Lokal hat eine Konzession als Bar. Die bräuchte laut Stadt als gastronomische Einrichtung bis zu einer Inzidenz unter 35 keine Nachweise für Geimpfte, Genesene und Getestete – ein Club, in dem auch getanzt wird – schon. Der Amtschef des baden-württembergischen Sozialministeriums, Uwe Lahl, appellierte an die Behörden vor Ort, den Bußgeldkatalog “entsprechend auszuschöpfen”, sofern ein offensichtliches Fehlverhalten nachgewiesen werde.

Die Delta-Variante übernimmt in Deutschland weiter das Feld. Laut dem jüngsten Varianten-Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) lag ihr Anteil in der Woche zum 4. Juli bei 74 Prozent. Das ist ein erneuter Anstieg im Vergleich zur Woche davor, wo ihr Anteil noch bei 60 Prozent lag. In den Wochen zuvor hatte sich der Delta-Anteil erst von 8 auf 18 und dann auf 39 Prozent erhöht Nur noch 22 Prozent der positiven Proben wurden zuletzt der Alpha-Variante zugeordnet, 1,6 Prozent der Gamma-Variante. Die Beta-Variante, die erstmals in Südafrika aufgetaucht war, wurde nicht mehr nachgewiesen. Das Coronavirus wird nach Einschätzung von Experten noch einige Male mutieren. Allerdings geht der Präsident der Gesellschaft für Virologie, Ralf Bartenschlager, davon aus, dass die Zahl der Varianten “überschaubar” bleibt. “Man kann aber nicht seriös sagen, ob wir schon das Ende der Fahnenstange erreicht haben oder noch relevante Mutanten folgen.” Je besser sich Viren an den Wirt anpassen, desto geringer sei in der Regel der Schaden für den Wirt, erklärt der Professor für Molekulare Virologie an der Uni Heidelberg. “Aber das kann man nicht immer sagen.”

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, spricht sich dafür aus, Impfverweigerern ab dem Herbst keine kostenlosen Corona-Tests mehr anzubieten. “Wenn bis zum Ende des Sommers alle die Chance für eine vollständige Impfung bekommen haben, ist es angemessen, dass Ungeimpfte Schnell- oder PCR-Tests selbst bezahlen müssen, wenn sie in den Urlaub fahren, ins Restaurant oder ins Kino gehen wollen”, sagte Reinhardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag). “Es darf eben am Ende nicht so sein, dass die Gemeinschaft für den Impfunwillen Einzelner aufkommen muss”, so Reinhardt. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, spricht sich für ein Ende kostenloser Corona-Tests aus, sobald alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot bekommen haben. “Die kostenlosen Schnelltests ermöglichen derzeit allen die in einer Pandemie größtmögliche Freiheit. Diese Kosten werden von der Allgemeinheit getragen und das ist auch richtig, solange nicht jeder die Möglichkeit hat, einen vollumfänglichen Impfschutz zu erhalten”, so Bareiß. Klar sei aber auch, dass Impfverweigerer sich ihrer Verantwortung bewusst sein müssten und zukünftig die Kosten für dann noch notwendige Tests selbst tragen sollten. “Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.” Der schnelle Anstieg der Infektionen in den Niederlanden ruft auch Politiker in Deutschland auf den Plan. Der FDP-Politiker und Vize-Vorsitzende der Benelux-Parlamentarier-Gruppe im Bundestag, Otto Fricke, macht sich für schärfere Kontrollen von Tests und Impfnachweisen bei Großveranstaltungen stark. “Die Lockerungen in Nordrhein-Westfalen sind in Ordnung. Wir müssen aber bei Großveranstaltungen schärfer kontrollieren als das wohl in den Niederlanden der Fall war”, sagt der liberale Bundestagsabgeordnete der Düsseldorfer “Rheinischen Post”. Man müsse auch bereit sein, sich nach Lockerungen “punktuell anzupassen, wenn es zu Rückschlägen kommt”. Bislang sind mehr als 5000 Menschen in Deutschland trotz vollständigem Impfschutz an Covid-19 erkrankt. Das geht aus dem jüngsten Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Seit dem 1. Februar seien 5374 sogenannte Impfdurchbrüche – also symptomatische Coronainfektionen mindestens zwei Wochen nach vollständiger Impfung – registriert worden. Die Effektivität der Im­pfung bewertet das RKI dennoch als hoch. Die vom RKI geschätzte Impfeffektivität liegt bei Erwachsenen je nach Altersgruppe zwischen 88 und 89 Prozent. Zahlreiche Organisationen und Fachleute fordern Kanzlerin Angela Merkel vor ihrem Besuch bei US-Präsident Joe Biden in Washington auf, sich für eine Aufweichung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe auszusprechen. “Jeder Mensch, egal wo, egal wie wohlhabend oder arm, muss die Chance bekommen, sich impfen zu lassen und gegen das Coronavirus zu schützen”, sagte die Vorstandsvorsitzende von Oxfam Deutschland, Marion Lieser, in einer Online-Pressekonferenz. Der Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz betonte, dass ein Großteil der Forschung für die Corona-Impfstoffe von öffentlichen Geldern bezahlt werde. “Präsident Biden sollte das Treffen mit Merkel nutzen, um darauf hinzuwirken, dass Deutschland seine Blockadehaltung aufgebe”, forderte Avril Benoit, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen in den USA, einer Mitteilung zufolge. Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger von den Freien Wählern warnt in der Debatte über eine Impfpflicht vor einer “Apartheidsdiskussion”. “Das Thema Impfen muss eine private Entscheidung des Einzelnen bleiben”, sagt Aiwanger laut der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” bei einer Veranstaltung. “Wir müssen aufpassen, dass wir nicht in eine Apartheidsdiskussion kommen.” Aiwanger, der bayerischer Landes- und Bundesvorsitzender der Freien Wähler ist, gilt selbst als Impfgegner und hat sich nach eigener Aussage bislang nicht impfen lassen. Als Apartheid wurde das 1994 beendete Regime in Südafrika bezeichnet, in dem es eine strikte Rassentrennung zwischen Schwarzen und Weißen gab. In der Debatte um eine sinkende Impfbereitschaft hat der Deutsche Städtetag an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen in sozialen Berufen appelliert. “Die Pandemie lässt sich nur mit einer deutlich höheren Impfquote besiegen”, sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung von der SPD den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Es wäre gut, wenn vor allem Beschäftigte im Gesundheitswesen, in der Altenhilfe und auch im pädagogischen Bereich die Impfung als eine Selbstverständlichkeit ansehen – im Sinne der ihnen anvertrauten Menschen.” Impfen sei auch eine Frage der Solidarität. Jung betonte, er sehe bisher keinen Anlass für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus. Auch das Land Berlin will künftig neue und kreativere Wege bei den Impfungen gegen das Coronavirus gehen. “Wir wollen eine lange Nacht des Impfens in der Arena machen”, sagte Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci von der SPD im rbb-Inforadio. Auch die Clubszene wolle man beim Impfen einbinden, zudem direkt auch jüngere Menschen ansprechen. Junge Leute über 18 werde ihre Behörde deshalb auch anschreiben. Zunächst soll es demnach aber auf dem Hermannplatz in Neukölln ein Impfangebot geben. Und ab Samstag können sich zum Beispiel Menschen auf dem Parkplatz einer Ikea-Filiale impfen lassen. Unter den Bundesländern liegt Bremen mit einem Anteil von 68,1 Prozent mindestens einmal geimpfter Menschen weiter an erster Stelle; bei den vollständig Geimpften behauptet das Saarland mit 47,9 Prozent seinen Spitzenplatz und nähert sich allmählich der 50-Prozent-Marke. Mittlerweile hat auch Sachsen die 50-Prozent-Marke bei den Erstgeimpften erreicht (50,1). Brandenburg ist bei den vollständig Geimpften mit 40,0 Prozent unverändert das Schlusslicht. Inzwischen wurden in Deutschland 83,2 Millionen Impfungen verabreicht. Mehr als 49 Millionen Menschen oder 58,9 Prozent sind demnach mindestens einmal geimpft, 36,3 Millionen oder 43,7 Prozent haben die Zweitimpfung bekommen. Laut Impfmonitoring des Robert-Koch-Instituts kamen am Dienstag 736.031 Impfungen hinzu.

In Lettland hat die Regierung eine verpflichtende Corona-Impfung für Personal im Gesundheitsbereich und im Bildungswesen beschlossen. Von Oktober an müssen Beschäftigte von medizinischen, sozialen und pädagogischen Einrichtungen ein Impfzertifikat vorweisen können. In anderen Branchen haben Arbeitgeber nach beschlossenen Gesetzesänderungen das Recht, nicht geimpfte Arbeitnehmer nach dem 1. Oktober zu entlassen. Das Parlament des baltischen EU-Landes muss den neuen Regelungen noch zustimmen. Wegen hoher Corona-Infektionszahlen will die katalanische Regionalregierung eine nächtliche Ausgangssperre für die Touristenmetropole Barcelona und andere Städte der Region anordnen. Die Menschen dürfen dann von 0.30 Uhr bis 6.00 Uhr nur noch mit triftigem Grund aus dem Haus. Die Einschränkung zielt laut der Regionalregierung in Barcelona auf junge Leute, die davon abgehalten werden sollen, an Stränden, in Parks und auf öffentlichen Plätzen feuchtfröhliche Partys, sogenannte Botellones, zu feiern. Gerade die Infektionen junger Leute unter 30 haben die Ansteckungszahlen im Urlaubsland Spanien und vor allem in Katalonien in die Höhe schießen lassen. Wenige Tage nach dem EM-Finale in Wembley verzeichnet Großbritannien mit 42.302 nachgewiesenen Neuinfektionen binnen eines Tages den höchsten Wert seit dem 15. Januar. Am Dienstag waren es nach offiziellen Daten noch 36.660 Neuinfektionen. Den Daten zufolge starben 49 weitere Menschen in Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Vortag waren es 50. In Großbritannien grassiert die ansteckendere Delta-Variante des Virus. Seit Mitte Mai steigen die Neuinfektionen, zugleich bleibt die Zahl der Todesfälle niedriger als in früheren Corona-Wellen. Während der Jungfernfahrt des neuen britischen Flugzeugträgers “HMS Queen Elizabeth” ist es an Bord zu einem Corona-Ausbruch gekommen. “Im Zuge von Routinetests wurden einige Besatzungsmitglieder des Marineverbands positiv auf Corona getestet”, sagte eine Sprecherin der Royal Navy der BBC. Dem Sender zufolge handelt es sich um etwa 100 Fälle, auch Besatzungen auf begleitenden Kriegsschiffen seien betroffen. Die “Queen Elizabeth” war im Mai zu einer Fahrt bis nach Ostasien aufgebrochen. Derzeit befindet sich das Schiff im Indischen Ozean, ein Abbruch des Einsatzes ist trotz der Corona-Fälle nicht geplant. In Italien steigt die Zahl der Neuinfektionen. Die Behörden melden 2153 nachgewiesene Ansteckungsfälle binnen 24 Stunden, am Tag zuvor waren es noch 1534 neue Fälle. 23 weitere Menschen starben demnach in Zusammenhang mit dem Coronavirus, am Tag zuvor waren es 20. Seit Ausbruch der Pandemie im Februar 2020 starben 127.831 Menschen, das ist die zweithöchste Zahl in Europa nach Großbritannien und weltweit die achthöchste. Bislang wurden in Italien 4,28 Millionen Infektionsfälle registriert. Bei einem Musikfestival in Utrecht haben sich rund 1000 Besucher mit dem Coronavirus infiziert. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden könnten die Zahlen noch steigen. Die Organisatoren reagierten geschockt und betonten, dass sie sich an alle Auflagen gehalten hätten. Rund 20.000 Menschen hatten das zweitägige Open-Air-Festival “Verknipt” (Durchgeknallt) am 3. und 4. Juli besucht. Am ersten Tag infizierten sich mindestens 448 Besucher, und am zweiten Tag weitere 516, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete. Festivalbesucher mussten nachweisen, dass sie geimpft oder negativ getestet waren. Nach Angaben der Veranstalter wurde streng am Eingang kontrolliert. Für Besucher seien Zeitfenster eingerichtet worden, um Andrang zu verhindern.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigt sich besorgt wegen des raschen Anstiegs der Corona-Fälle in mehreren Ländern des Nahen Ostens. Dass zu wenig Impfstoff verfügbar sei und Virusvarianten grassierten, verschlechtere die Lage, erklärt die WHO. Nach einem Rückgang der Neuinfektionen und neuer Todesfälle in den vergangenen acht Wochen, stiegen die Zahlen in Libyen und Tunesien sowie im Iran und Irak wieder deutlich an. Im Libanon und in Marokko sei ebenfalls mit einem starken Zuwachs zu rechnen. Kommende Woche wird in der Region der muslimische Feiertag Eid al-Adha begangen, zu dem sich traditionell zahlreiche Menschen versammeln. Die WHO zeigt sich besorgt, dass danach der aktuelle Corona-Anstieg bald seinen Höhepunkt mit katastrophalen Folgen erreichen könnte. Südkorea verzeichnet einen neuen Höchststand bei den täglich erfassten Corona-Neuinfektionen. Am Dienstag seien 1615 Fälle festgestellt worden, teilten die Gesundheitsbehörden mit. So viele Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gab es in dem Land noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Gesamtzahl der Fälle mit Sars-CoV-2 kletterte den Angaben zufolge auf 171.911. Südkorea sieht sich mittlerweile im Griff einer vierten Infektionswelle. Die Tageswerte stiegen den achten Tag nacheinander über 1000. Tokio meldet nur wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele die höchste Zahl an Neuinfektionen seit fast einem halben Jahr. Angaben der Stadt zufolge sind 1149 neue Fälle registriert worden, so viele wie seit dem 22. Januar nicht mehr. Dies ist auf ansteckendere Varianten und eine relativ geringe Impfquote zurückzuführen. In Japan haben bislang 31 Prozent der Bevölkerung erst eine Impfung erhalten. Das ist einer der schwächsten Werte unter den Industriestaaten. Wegen des Anstiegs der Infektionsfälle finden die Olympischen Spiele vor leeren Rängen statt.

Beitragsfoto © Anna Shvets (Pexels)

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