NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCCXLII)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen steigt weiter an. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) liegt sie nun bei 7,1, im Vergleich zu 6,5 am Vortag. Die Gesundheitsämter haben dem RKI am Donnerstagmorgen 1548 Corona-Neuinfektionen sowie 28 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus gemeldet. Vor einer Woche wurden 985 Ansteckungen verzeichnet.

Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz ist dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge der bayerische Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Er weist am Mittwoch einen Wert von 31,3 neu registrierter Fälle je 100.000 Einwohner binnen einer Woche auf. Dahinter folgen Neumünster mit 29,9 (Schleswig-Holstein) und Trier (Rheinland-Pfalz) mit 29,6. 34 der 412 Regionen gelten aktuell als “coronafrei” (Sieben-Tage-Inzidenz bei 0,0).

Die Hamburger Gesundheitsbehörde macht Reiserückkehrer für den leichten Anstieg der Corona-Inzidenz verantwortlich. “Das Reisegeschehen macht einen deutlichen Eindruck auf das Infektionsgeschehen”, sagt Behördensprecher Martin Helfrich. In der vergangenen Woche hätten sich 37 Menschen aus Hamburg im Ausland infiziert, allein 22 in Spanien. Das sei ein erheblicher Anteil an den gesamten Neuinfektionen. In der vergangenen Woche wurden 217 neue Fälle in Hamburg gezählt, der Anteil der Reiserückkehrer-Infektionen beträgt also 17 Prozent. Zwar könne man nur nach einem negativen Test ins Flugzeug steigen, aber es sei möglich, dass der Schnelltest eine unmittelbar zuvor erfolgte Infektion nicht erkenne, so Helfrich. “Wenn man von einer Reise zurückkommt, dann soll man eine Quarantäne einhalten, zum Teil ist das auch vorgeschrieben”, sagt der Sprecher. Wenn das Gesundheitsamt Anhaltspunkte habe, dass es sich um eine Virusvariante wie Delta handele, müssten auch vollständig Geimpfte in Quarantäne gehen.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Deyer dringt auf veränderte Kriterien zur Beurteilung der Corona-Lage. “Wir brauchen jetzt eine neue Warnstufe”, sagt die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Die Inzidenz bleibt ein wichtiger Warnfaktor, aber wir müssen neu justieren. Je höher die Impfquote, desto weniger schwere Verläufe wird es geben und somit wird das Gesundheitssystem nicht so schnell überlastet.” Daher müsse die Situation in den Krankenhäusern stärker einbezogen werden. Sie halte dabei eine bundeseinheitliche Lösung für notwendig. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach spricht sich gegen eine schnelle Aufhebung der verbliebenen Corona-Maßnahmen aus. “Der Weg von London, eine völlige Öffnung, wird auch von einigen bei uns gefordert, ist aber ein ganz falscher”, sagte Lauterbach der “Passauer Neuen Presse”. Er erzeuge “letztlich nur eine Welle von chronisch kranken Long-Covid-Kranken”. Dass die Fallzahlen jetzt steigen, sei mit den beschlossenen Lockerungen zu erwarten gewesen, so Lauterbach. “Wenn wir aber jetzt nicht drastisch öffnen und uns an die wichtigste Regel im Pandemie-Sommer halten, nämlich draußen geht viel, drinnen muss man vorsichtig bleiben, dann kommen wir gut durch.”

Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat seine Forderung nach einer Impfpflicht für medizinisches Personal erneuert. Im Deutschlandfunk kritisiert Montgomery die Ablehnung einer solchen Pflicht für bestimmte Berufsgruppen wie medizinisches Personal durch die Bundesregierung. “Das Thema ist überhaupt nicht abgeräumt.” Am Ende werde Bundeskanzlerin Angela Merkel doch einer Impfpflicht zustimmen, wenn die Impfbereitschaft in der Bevölkerung nicht ausreiche, meint Montgomery. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht die Forderungen, auch mit finanziellen Anreizen für Corona-Impfungen zu werben, skeptisch. “Ich bin von der Idee bislang nicht so überzeugt, weil es auch der Idee des mündigen Bürgers widerspricht, wenn ich Menschen mit Geldgeschenken zu etwas bringe, von dem sie selbst überzeugt sind, dass es vielleicht gar nicht in ihrem Interesse ist”, sagte der CDU-Politiker der “Augsburger Allgemeinen”. Es gebe zuvor noch deutlich mehr andere Möglichkeiten, um die Impfquote deutlich zu erhöhen. “Da gibt es noch ganz viel, was wir tun können, auch an mobilen Impfstationen, beim Einsatz des Impfstoffs, der nur einmal verabreicht werden muss, weil es einfach Bürgerinnen und Bürger gibt, die man gar nicht so leicht erreichen kann, zum Beispiel auch Obdachlose, die über keinen gesetzlichen Wohnsitz verfügen”, sagte Altmaier. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät Impfwilligen davon ab, willkürlich Corona-Impfstoffe verschiedener Hersteller zu kombinieren. Die eigenmächtige Kombination von verschiedenen Impfstoffen sei ein “ziemlich gefährlicher Trend”. Wenn Bürger selbst darüber entscheiden, wann und wer eine zweite, eine dritte oder eine vierte Dosis bekomme, führe das zu chaotischen Zuständen. “Daten aus Mix-and-Match-Studien verschiedener Impfstoffe stehen noch aus – sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit müssen bewertet werden”, betont die leitende WHO-Wissenschaftlerin Soumya Swaminathan. Die Universitäten in Nordrhein-Westfalen sollen nach dem Willen der Rektoren erst bei einer hohen Impfquote wieder vollständig öffnen. “Es muss zu Semesterbeginn eine Durchimpfung nicht nur der Mitarbeitenden, sondern auch der Studierendenschaft von mindestens 80 Prozent erreicht sein und die Delta-Variante darf nicht erneut zu einer hohen Infektionsrate in der Bevölkerung geführt haben”, sagt der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, Lambert T. Koch, der “Rheinischen Post”. Nur wenn beides gegeben sei, könnten die Abstandsregeln fallen. Wegen des knappen Raumangebots könne es ansonsten nur in begrenztem Umfang Präsenzangebote geben. Während Frankreich eine Impfpflicht für Gesundheitspersonal einführt, sei die Debatte für die Kliniken hierzulande kaum relevant, so die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). “Anhand einzelner Rückmeldungen von 90 Prozent und mehr gehen wir von sehr hohen Impfquoten in den Krankenhäusern aus”, sagt ein DKG-Sprecher den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Es dürfte keinen anderen Bereich geben, in dem die Beschäftigten sich selbst und ihr Umfeld so gut schützen, wie im Krankenhaus.” Eine deutliche Mehrheit der Lehrkräfte in Niedersachsen ist nach Angaben des niedersächsischen Kultusministeriums mittlerweile gegen das Coronavirus geimpft. “90 Prozent der Lehrkräfte haben mindestens die erste Impfung, über 74 Prozent sogar bereits Erst- und Zweitimpfung erhalten und sind damit durchgeimpft”, sagt Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Die Impfangebote würden von den Lehrerinnen und Lehrern sehr gut und verantwortungsbewusst angenommen. Eine Impfpflicht für diese Gruppe brauche es deshalb nicht. Es sei richtig gewesen, dass Niedersachsen beim Bund auf die Öffnung der Priorisierung 2 für Lehrkräfte gedrungen habe. “Durchgeimpfte Kollegen sind ein wichtiger Grundstein für ein neues Schuljahr in Sicherheit und mit möglichst viel Präsenzunterricht”, so Tonne. Fans des Fußball-Bundesligisten Mainz 05 und alle anderen Impfwilligen können sich an diesem Freitag und Samstag am Stadion in Mainz gegen das Coronavirus impfen lassen. An der Mewa Arena werden die Impfstoffe von Biontech und Johnson & Johnson angeboten, wie die Kassenärztliche Vereinigung mitteilt. Eine vorherige Anmeldung sei über die Website von Mainz 05 möglich, aber nicht nötig. Organisiert wird die Aktion maßgeblich vom Berufsverband der Frauenärzte, dem Ärztefanclub Mainz 05 und einer Mainzer Apothekerin. Unter allen Geimpften werden drei Trikots der neuen Saison verlost. Den Impfstoff stellt das Land Rheinland-Pfalz bereit. In der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird eine baldige Auffrischungsimpfung gegen Corona skeptisch gesehen. Es müsse zunächst geschaut werden, ob unter Geimpften Infektionen auftreten, sagt der Infektionsimmunologe Christian Bogdan dem Bayerischen Rundfunk. “Und das kann man in der Kürze der Zeit noch gar nicht wissen.” Denn es werde erst seit Anfang des Jahres geimpft, so das STIKO-Mitglied. “Niemand kann sich heute hinstellen und sagen, wie weit eine zweifache Immunisierung Schutz bietet”, sagt Bogdan weiter. Auch einen Antikörpertest einzusetzen, sei nicht so einfach, wie es klingt. “Im Endeffekt denken die Menschen immer, wenn ich nach Antikörpern schaue, dann kann ich sehr genau sagen, ob ich Schutz habe und wie lange.” Beides sei aber eigentlich nicht ganz richtig. Jemand, der niedrige Antikörper habe, könne trotzdem gut geschützt sein. Zudem gebe es “zur Zeit keine Grenzwerte, bei denen wir sagen könnten, da ist definitiv kein Schutz vorhanden.” Bei jedem jetzt einfach Antigentests vorzunehmen und dann die Leute mit einem Befund zu konfrontieren, den keiner richtig interpretieren könne, “das hat wirklich wenig Sinn”, argumentiert Bogdan.

Ministerpräsident Markus Söder stellt kostenlose Corona-Tests für Umgeimpfte infrage. “Es ist eine Frage der Fairness”, sagt der CSU-Chef im ZDF. Da nun ausreichend Impfstoff zur Verfügung stehe, stelle sich die Frage, wieso die Steuerzahler künftig noch die hohen Testkosten für die übernehmen sollten, die sich nicht impfen lassen wollen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte am Dienstag gesagt, dass man mittelfristig über Änderungen bei den bisher kostenlosen Schnell- und PCR-Tests nachdenken müsse.

Die Bundesregierung will nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur den Einbau mobiler Luftfilter in Schulen mit 200 Millionen Euro fördern. Ein entsprechender Beschluss des Bundeskabinetts wird heute erwartet. Das Geld soll den Ländern zur Verfügung gestellt werden. Bisher fördert der Bund nur den Einbau fester Anlagen. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte über Gespräche über eine Ausweitung des Bundesprogramms berichtet. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsidenten Armin Laschet hatte mitgeteilt, Bund und Länder arbeiteten an einem Programm für mehr Luftfilter in Klassenzimmern. Nachdem das Umweltbundesamt seine kritische Meinung gegenüber den Filtern geändert habe, würden die Länder nun beraten, wie man die Bundesförderung ergänzen könne, so der Kanzlerkandidat der Union am Sonntag in der ARD.

In der EU ist mittlerweile mehr als die Hälfte aller Erwachsenen vollständig gegen Covid-19 geimpft, teilt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel mit. Zugleich ermuntert die Politikerin noch einmal alle Impfskeptiker, sich immunisieren zu lassen. Um sicher vor Virusvarianten zu sein und eine neue Infektionswelle zu vermeiden, sei es wichtig, sich impfen zu lassen, schrieb sie auf Twitter. Bereits am Wochenende hatte von der Leyen mitgeteilt, dass in der EU genügend Impfstoff ausgeliefert wurde, um bis Ende Juli mindestens 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig zu impfen. Dieses Ziel war im April ausgegeben worden. Nach Angaben aus der EU-Kommission leben in der EU rund 366 Millionen Menschen über 18 Jahre. Bei der Zulassung des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V in der Europäischen Union hakt es nach Angaben von Insidern an fehlenden Daten. Die Hersteller des Vakzins haben es wiederholt versäumt, die für eine Zulassung als Standard angesehenen Daten bereitzustellen, sagen fünf mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Als die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) mit der Beurteilung des russischen Impfstoffs im März begann, war der Zulassungsentscheid für Mai oder Juni erwartet worden. Anfang Juni musste die EMA ihre Prüfung der Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs verzögern, da die bis zum 10. Juni gesetzte Frist für die Einreichung von Daten zu den klinischen Studien verpasst wurde. Bis Anfang Juni habe die EMA kaum Produktionsdaten erhalten. Zudem seien die klinischen Daten, die die Behörde doch bekommen habe, unvollständig gewesen. Darunter fehlten einem mit dem EMA-Verfahren vertrauten Insider zufolge Fallberichte über unerwünschte Impf-Nebenwirkungen in den Studien. Die Überprüfung werde wohl nicht vor Ende des Sommers abgeschlossen sein. Sputnik V wird im Ausland von dem russischen Staatsfonds Russian Direct Investment Fund (RDIF) vermarktet. Der RDIF sagt, die Berichterstattung von Reuters enthalte “falsche und ungenaue Aussagen” basierend auf anonymen Quellen, die versuchten, Sputnik V im Rahmen einer Desinformationskampagne zu schaden. Zudem werde der Impfstoff von der “westlichen Pharmalobby” angegriffen. Das Vakzin sei in mehr als 60 Ländern zugelassen. Es seien “keine schwerwiegenden unerwünschten Nebenwirkungen gemeldet” worden, fügt der Fonds hinzu. Einer im Februar in der medizinischen Fachzeitschrift “Lancet” veröffentlichten Studie zufolge, erwies sich Sputnik zu gut 90 Prozent als wirksam. Das britische Parlament hat einer Corona-Impfpflicht für Pflegekräfte in Heimen in England zugestimmt. Von Oktober an müssen Heim-Mitarbeiter zwei Impfungen gegen das Virus vorweisen. Allerdings votierten mehrere Mitglieder der Konservativen Partei von Premierminister Boris Johnson am Dienstagabend gegen das Vorhaben. Sie kritisierten, dass die Regierung vor der Abstimmung keine Bewertung der Auswirkungen veröffentlicht hat. Gesundheits-Staatssekretärin Helen Whately betonte, die Regierung arbeite daran. Auch nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen in Großbritannien zum 19. Juli wird die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln in London bestehen bleiben. Er sei nicht bereit, dabei zuzusehen, wie das Wohl der Londoner und die Erholung der Stadt gefährdet werde, begründet Bürgermeister Sadiq Khan seine Entscheidung. Die Corona-Krise im Urlaubsland Spanien spitzt sich weiter zu. Das Gesundheitsministerium in Madrid meldet am Dienstag 13.393 Infektionen binnen 24 Stunden. Damit kletterte die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz innerhalb eines einzigen Tages von 226 auf 258. Es seien weiterhin vor allem junge Menschen unter 30, die sich ansteckten, heißt es. Daher beschließen die spanischen Regionen immer mehr Restriktionen. Valencia hat mit Billigung der Justiz als erste der 17 Regionen Spaniens wieder eine nächtliche Ausgangssperre eingeführt. Die Bewohner von 32 Gemeinden mit besonders schlechter Lage dürfen zwischen 01.00 und 06.00 nur mit triftigem Grund aus dem Haus. Betroffen sind unter anderem die Metropole Valencia sowie bekannte Badeorte wie Benicassim oder Gandia. Auf den auch bei deutschen Urlaubern beliebten Kanaren will die Justiz am morgigen Mittwoch über einen Antrag der Behörden auf Einführung einer nächtlichen Ausgangssperre entscheiden. Am schlimmsten ist die Lage nach wie vor in Katalonien. In den Niederlanden breitet sich das Coronavirus durch die Deltavariante rasant aus. Die Reproduktionszahl liegt derzeit bei 2,17 – das ist der höchste Wert seit Ausbruch der Pandemie im März 2020, wie das zuständige Amt für Gesundheit und Umwelt mitteilt. Die Zahl bedeutet, dass rechnerisch 100 Infizierte 217 Personen anstecken. Das RIVM schätzt, dass bereits 60 bis 65 Prozent aller Infektionen auf die Deltavariante zurückzuführen sind. Die Zahl der Neuinfektionen in 24 Stunden lag zuletzt bei rund 8000. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene bis 29 Jahre würden jetzt infiziert. Da sie aber weniger häufig schwer an Covid erkranken, steigt die Zahl der Patienten in Krankenhäusern noch nicht. Wegen der dramatischen Zunahme hatte die Regierung bereits am Freitag einige Lockerungen wieder rückgängig gemacht. So wurden Diskotheken und Nachtclubs erneut geschlossen und Festivals untersagt. Diese Orte waren dem RIVM zufolge die Hauptinfektionsherde in den vergangenen zwei Wochen. In Russland ist die Zahl der täglich verzeichneten Corona-Todesfälle auf ein erneutes Rekordhoch gestiegen. Wie die Behörden mitteilen, wurden binnen 24 Stunden 780 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus registriert. Es ist bereits das sechste Mal seit Anfang Juli, dass Russland eine neue Rekordzahl bei den Corona-Toten verzeichnet. Manche Experten sagen jedoch, die offiziellen Angaben zu den Corona-Todesfällen seien zu niedrig – da beispielsweise nur solche Toten gezählt würden, bei denen sich das Coronavirus als primäre Todesursache nachweisen lasse. Derzeit breitet sich in Russland die hochansteckende Delta-Variante des Virus in rasantem Tempo aus. Am Dienstag wurden 24.702 neue Infektionsfälle erfasst. Das entspricht in etwa dem Niveau der Vortage. Seit Beginn der Pandemie gab es in Russland laut den amtlichen Statistiken insgesamt mehr als 5,8 Millionen Infektions- und knapp 144.500 Todesfälle. Der Kampf gegen die Pandemie wird den russischen Behörden durch die in der Bevölkerung weitverbreitete Skepsis gegenüber Corona-Impfungen erschwert. Präsident Wladimir Putin appellierte deshalb kürzlich an die Bürger, “auf die Experten zu hören” statt auf Gerüchte. Nach Angaben der Website “Gogow”, die angesichts fehlender landesweiter Statistiken Daten aus den russischen Regionen zusammenträgt, waren bis Dienstag lediglich 13 Prozent der 146 Millionen Landeseinwohner vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Umfrage wollen sich 54 Prozent der Bürger nicht impfen lassen. Die griechische Regierung hat eine weitreichende Impfpflicht und neue Auflagen für den Freizeitbereich angekündigt. So müssen sich in den kommenden Wochen alle Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitssektor verpflichtend impfen lassen – andernfalls werden sie ohne Gehalt von ihrer Arbeit freigestellt. Auch Touristen sind betroffen, denn in geschlossenen Räume von Kinos, Theatern und Gastro dürfen künftig nur noch Geimpfte Platz nehmen. Außerdem gilt bis mindestens Ende August landesweit ein Tanzverbot. Man habe auf einen ruhigen Sommer gehofft, doch in den vergangenen zwei Wochen habe sich das Bild stark geändert, begründete Wirtschaftsminister Adonis Georgiadis die Maßnahmen. Die griechische Gesundheitsbehörde hatte nach einer Phase sehr niedriger Fallzahlen zuletzt täglich rund 2000 Neuinfektionen für die rund 11 Millionen Einwohner des Landes gemeldet. Nach der angekündigten Impfpflicht in Frankreich stürmen Hunderttausende die Termin-Seiten im Internet. Der Buchungsdienst Doctolib erklärte, es gebe eine Rekordnachfrage. “Fast eine Million Impftermine sind gebucht, was bedeutet, dass Tausende Leben gerettet werden”, sagte Gesundheitsminister Olivier Veran im Sender BFM TV. Präsident Emmanuel Macron hatte angesichts auch in Frankreich wieder steigender Infektionszahlen am Montag gesagt, Einschränkung würden künftig vor allem Ungeimpfte treffen. Zudem wies er an, dass Beschäftigte im Gesundheitswesen bis zum 15. September geimpft sein müssen. Eine Art Gesundheitspass werde künftig erforderlich sein, um größere Veranstaltungen oder auch Restaurants, Kinos oder Theater zu besuchen, kündigte Macron an.

In Afrika breitet sich das Coronavirus immer schneller aus. Inzwischen werden auf dem Kontinent im Schnitt mehr als 41.400 tägliche Neuinfektionen registriert, geht aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hervor. Am schnellsten breitet sich das Virus demnach in Libyen aus. Dort werden derzeit täglich 1560 Ansteckungen nachgewiesen, das entspricht einem Anstieg um 260 Prozent im Vergleich zur Vorwoche. Auch in Mosambik und in Marokko nimmt die Ausbreitung deutlich zu. Experten gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen in Afrika aus. In den verschiedenen Ländern gibt es äußerst unterschiedliche Test- und Zählpraktiken. Israel verkürzt die Quarantäne-Zeit von mindestens zehn Tagen auf sieben, um die Bevölkerung während der Pandemie zur Einhaltung der Selbstisolation zu motivieren. Betroffene könnten am siebten Tag einen Corona-Test machen und bei negativem Test-Ergebnis die Isolation beenden, teilte das Büro von Ministerpräsident Naftali Bennett mit. “Wir legen Bedingungen fest, die die Öffentlichkeit erfüllen kann”, sagte Bennett laut Mitteilung. “Wir kommen der Öffentlichkeit entgegen.” Wer allerdings die Quarantäne bricht, muss Bennett zufolge umgerechnet rund 1290 Euro Strafe zahlen. Der Regierungschef kündigte an, dass eine Einhaltung der Quarantäne sowie das Tragen von Masken stärker kontrolliert würden. Nach einer Entscheidung des Corona-Kabinetts soll auch ein umfassendes Schnelltest-Angebot geschaffen werden. Der Lockdown in Australiens größter Stadt Sydney wird bis Ende Juli verlängert. Um die Ausbreitung der Delta-Variante unter Kontrolle zu bringen, bleiben die Beschränkungen für die gut fünf Millionen Einwohner der Metropole mindestens zwei weitere Wochen in Kraft, wie die Regierungschefin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, ankündigte. Ursprünglich sollten die Maßnahmen am Freitag aufgehoben werden. Trotz des seit drei Wochen geltenden Lockdowns kämpft Sydney derzeit aber mit einem Anstieg der Corona-Fälle. Am Dienstag wurden 97 Neuinfektionen verzeichnet. In Malaysia schließen die Behörden ein Impfzentrum, nachdem fast die Hälfte der 450 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Im Ideal Convention Centre (IDCC) in Shah Alam in der Industrieregion Selangor seien 204 Angestellte mit dem Virus infiziert, teilt Wissenschaftsminister Khairy Jamaluddin mit. “Hoffentlich wird unser Impfprogramm dadurch nicht beeinträchtigt”, so der Politiker, der in dem südostasiatischen Land für die Impfkampagne verantwortlich ist. Ob die Belegschaft sich bei der Arbeit oder anderswo angesteckt hat, sei unklar. In dem Zentrum würden bis zu 6000 Vakzindosen am Tag gespritzt, berichtet die Zeitung “The Star”. Die Behörden hoffen, das IDCC in den nächsten Tagen mit anderen Mitarbeitern wieder öffnen zu können. Malaysia kämpft gegen seine schwerste Corona-Welle. Bisher zeigt ein strikter Lockdown, der im Mai angeordnet wurde, noch keine Wirkung. Aktuell melden die Behörden 11.000 Neuinfektionen – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Fast 7000 dieser Fälle wurden in Selangor und der Hauptstadt Kuala Lumpur verzeichnet. Insgesamt stieg in dem Land mit knapp 32 Millionen Einwohnern die Zahl der bestätigten Infektionen auf 855.000. Mehr als 6300 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Brasilien registriert die niedrigste Zahl bei den täglichen Corona-Neuinfektionen seit mehr als einem halben Jahr. Das Gesundheitsministerium in Brasilia meldet am Montagabend (Ortszeit) 17.031 neue Fälle in den vergangenen 24 Stunden – zuletzt hatte es Anfang Januar mit 15.827 einen niedrigeren Tageswert gegeben. Auf dem Höhepunkt einer außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie hatte das südamerikanische Land im März mehr als 100.000 neue Corona-Fälle binnen 24 Stunden verzeichnet. Insgesamt haben sich in Brasilien, das im Januar mit Impfungen begann, mehr als 19,1 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Über 534.000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost, Schutzmaßnahmen und Einschränkungen lehnte er – aus wirtschaftlichen Gründen – ab. Auch den Sinn von Impfungen zog Bolsonaro in Zweifel. Dennoch haben mittlerweile zirka 40 Prozent der erwachsenen Brasilianer eine Einzeldosis bekommen, rund 15 Prozent sind vollständig geimpft.

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