NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCLXXXII)

Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages 14.909 weitere Corona-Infektionen gemeldet. Der deutliche Abwärtstrend hält somit an, vor einer Woche waren es noch 18.034 Neuansteckungen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz liegt jetzt bei 107,8, gegenüber 115,4 am Vortag. Die Zahl der Toten bleibt allerdings auf hohem Niveau: 268 weitere Todesfälle registriert das RKI, nur etwas weniger als am letzten Mittwoch mit 285 Toten. Die Zahl der in Krankenhäusern registrierten Covid-19-Intensivpatienten ist wieder gesunken: Laut dem Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) ging sie auf 4461 zurück, das waren 138 weniger als am Vortag. 2716 Patienten müssen invasiv beatmet werden, 31 Patienten weniger als am Vortag. Allerdings steigt die Belegung. Derzeit sind den Angaben des Registers zufolge noch 3709 Intensivbetten in den deutschen Kliniken frei, 273 Patienten kamen hinzu. Damit sinkt der prozentuale Anteil freier Betten an der Gesamtkapazität von 15,1 auf 14,0 Prozent.

In allen 16 Bundesländern sinkt derzeit die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner. Da Berlin inzwischen wieder unter die 100er Marke gefallen ist (93,7 -7,1), liegen 8 Länder unter dem 100er-Notbremsen-Wert und 8 darüber. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist unter die 50er-Marke gesunken. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag bei 49,0 (Gesundheitsministerium Kiel). Damit ist das nördlichste Bundesland als erstes in Deutschland wieder im “orangen Bereich”. Letzte Woche lagen auch dort die Werte noch deutlich über 50. 40 Tage nach Beginn der Ausgangsbeschränkung dürfen die Menschen in Hamburg nun wieder nachts auf die Straße gehen. Eine entsprechende Änderung der Corona-Eindämmungsverordnung ist um Mitternacht in Kraft getreten. Demnach gelten in der Hansestadt aber weiterhin Kontaktbeschränkungen und an vielen Orten Maskenpflicht und Alkoholverbot. Innensenator Andy Grote hat angekündigt, dass die Hamburger Polizei weiterhin die Einhaltung der Corona-Regeln überprüfen wird. Die Landesregierung in Rheinland-Pfalz hat einen dreistufigen Öffnungsplan beschlossen. Ab Mittwoch kann der Einzelhandel in Kommunen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 generell wieder unter Auflagen öffnen, kündigt Ministerpräsidentin Malu Dreyer an. Dies betreffe derzeit 16 Kommunen. Auch Hotels und Ferienwohnungen sollen in Kombination mit Testauflagen wieder öffnen dürfen. Ab dem 21. Mai sind dann auch Kulturveranstaltungen wieder möglich. Ab dem 2. Juni soll dann etwa auch die Innengastronomie in Kommunen mit einer Inzidenz unter 50 aufmachen können. Die Außengastronomie ist in dem Bundesland bereits erlaubt. Die Gastronomie in Mecklenburg-Vorpommern darf von Pfingstsonntag an wieder öffnen – außen und innen. Das sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig Abend nach einer Sitzung des Kabinetts. Der Tourismus in dem Bundesland wird am 7. Juni für Einwohner des Landes und am 14. Juni für Gäste aus den anderen Bundesländern geöffnet. Ab sofort könne gebucht werden, sagte Schwesig. Der Druck auf die Landesregierung für rasche Öffnungen in der Corona-Krise war an den vergangenen Tagen zunehmend gewachsen.

Der Virologe Christian Drosten schätzt, dass die Bevölkerung in Deutschland ungefähr in den kommenden eineinhalb Jahren immun gegen das Coronavirus wird. Jeder werde immun werden, durch die Impfung oder durch natürliche Infektion, sagte der Wissenschaftler der Charité Berlin im Podcast “Coronavirus-Update” (NDR-Info). “Dieses Virus wird endemisch werden, das wird nicht weggehen. Und wer sich jetzt beispielsweise aktiv dagegen entscheidet, sich impfen zu lassen, der wird sich unweigerlich infizieren.” Dagegen könne man nichts tun, da die Maßnahmen mit der Zeit immer weiter zurückgefahren würden. Ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland ist zumindest einmal gegen das Coronavirus geimpft. Wie das Robert-Koch-Institut am Nachmittag mitteilte, betrug die Quote unter Berücksichtigung der bis einschließlich Montag erfolgten Impfungen 33,3 Prozent. Für die vollständigen Impfungen wurde eine Quote von 9,6 Prozent angegeben. Laut RKI erhielten 27.7 Millionen Menschen zumindest eine Impfdosis, 8,0 Millionen Menschen sind vollständig geimpft. In der zweiten Zahl sind auch die Impfungen mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson enthalten, bei dem eine Impfdosis ausreicht. Bei den übrigen Impfstoffen werden zwei Dosen für einen vollständigen Impfschutz benötigt. Allein für Montag wurde die Zahl der Erstimpfungen mit 557.612 angegeben, die der neuen, vollständigen Impfungen mit 178.512. Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery hat sich der optimistischen Einschätzung von SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach angeschlossen, “dass wir wieder einen etwas freieren Sommer erleben werden”. Die Zauberformel laute: Impfen, impfen, impfen, betonte Montgomery auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel in München. Der Verbandschef erinnerte jedoch an die globalen Auswirkungen der Krise. Man dürfe nicht die Probleme vergessen, gegen die etwa Indien und Brasilien kämpften: “Da sterben die Menschen wie die Fliegen, das ist momentan das Hauptproblem.” Deutsche Ärztevertreter sehen wachsende Spannungen durch aggressive Impfdrängler. “Der Druck auf die Impfzentren und die Arztpraxen wächst. Die Impfdrängler werden fordernder”, sagte die Vize-Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands, Anke Richter-Scheer, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Stimmung werde aggressiv. Da die Priorisierung immer weiter ausgeweitet werde, sei es für viele Menschen immer weniger nachvollziehbar, warum der eine schneller an der Reihe sein solle als der andere. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat Personen verurteilt, die sich durch Betrug eine vorzeitige Impfung verschaffen wollen. “Impfdrängelei ist unfair, das darf nicht passieren”, warnte er auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel in München. Das Phänomen sei unsolidarisch, zumal viele der Impfdrängler weniger ein medizinisches Interesse als vielmehr das Verlangen nach Party oder Urlaub hätten, so Lauterbach. Laut einem Bericht vom Montag kommt es in vielen Impfzentren immer wieder zu Täuschungsversuchen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet noch mit fünf bis sechs Millionen Über-60-Jährigen, die in den kommenden zwei, drei Wochen geimpft werden müssen. Zwei Drittel dieser Altersgruppe seien geimpft, man müsse aber damit rechnen, dass sich nicht alle Personen impfen lassen wollten, sagt der CDU-Politiker im Deutschlandfunk. Insgesamt sei inzwischen etwa ein Drittel aller Deutschen erstgeimpft. “Wenn wir das zusammen bis Ende Juni durchhalten, dann kann das ein guter Sommer werden”, so Spahn.

Wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen hat die Stadt Dieburg ihren Skatepark mit Rollsplit zugeschüttet. Weil sich entgegen der Kontaktvorgaben in der Pandemie dort immer wieder Grüppchen trafen, machte die gut 16.000 Einwohner zählende Kommune Nägel mit Köpfen. “Wir haben das Gelände zunächst mit Flatterband und Barken abgesperrt”, sagte Bürgermeister Frank Haus. Weil diese Absperrung ohne Wirkung geblieben sei, habe man am vergangenen Freitag mit einem Laster Rollsplit auf die Anlage gefahren. “Hätten die Leute sich an die Regeln gehalten, wäre dies nicht nötig gewesen.” Die Aktion sei zwar plakativ, aber wirksam. Bei einer nicht angemeldeten Versammlung von Gegnern der Corona-Maßnahmen in Zwönits (Erzgebirge) sind acht Polizisten verletzt worden. Die Beamten seien von sieben der rund 200 Teilnehmer unter anderem mit Pfefferspray besprüht und gebissen worden, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Daraufhin habe auch die Polizei Pfefferspray eingesetzt. Der Großteil der Teilnehmer habe keinen Mund-Nasen-Schutz getragen, auch die Einhaltung der Abstände sei “unzureichend” gewesen, so die Polizeisprecherin weiter. Es habe teilweise Widerstand gegen die Identitätsfeststellungen durch die Beamten gegeben.

In März dieses Jahres sind in Tschechien so viele Menschen gestorben wie in keinem anderen Monat seit 1947. Das teilt die Statistikbehörde CSU mit. Nach vorläufigen Angaben waren rund 16.000 Todesfälle zu beklagen. Das waren rund 60 Prozent mehr als im Schnitt der Monate März der Jahre 2015 bis 2019. Gemessen an der Bevölkerung war die Region um Usti (Aussig) an der Grenze zu Sachsen am stärksten betroffen. Im März befand sich Tschechien auf dem Höhepunkt der dritten Corona-Welle. Um dem Einhalt zu gebieten, verbot die Regierung wochenlang Fahrten zwischen den Bezirken. Nach früheren Angaben des Gesundheitsministeriums starben im dem Monat 5779 Menschen, die zuvor positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden waren. Frankreichs Nationalversammlung hat überraschend gegen die Einführung eines Corona-Gesundheitspasses gestimmt. Am Abend votierten 108 Abgeordnete gegen den entsprechenden Artikel des Gesetzentwurfs für einen schrittweisen Ausstieg aus dem Gesundheitsnotstand, 103 stimmten dafür. Der Pass war ein wichtiger Bestandteil des Lockerungsplans von Präsident Emmanuel Macron. Darin sollten nach Vorstellung der französischen Regierung neben Negativ-Tests auch Impfungen oder eine überstandene Covid-19-Erkrankung verzeichnet werden. Der Pass sollte Reisen außerhalb Frankreichs und den Besuch von Sportveranstaltungen und anderen Veranstaltungen mit großen Menschenmengen ermöglichen. Das Nein ist den Abgeordneten der Fraktionen Mouvement Démocrate (MoDem) zu verdanken, die in der Versammlung eigentlich die Partei von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, La République en Marche (LREM), unterstützt. “Wir hatten rote Linien vorgegeben”, sagte der MoDem-Abgeordnete Philippe Latombe. Es habe aber keinen Dialog und kein Zuhören gegeben. Die Slowakei setzt Erstimpfungen mit dem Mittel von Astrazeneca aus. Dem Gesundheitsministerium zufolge sollen dagegen bereits einmal Geimpfte auch beim zweiten Mal damit versorgt werden. Über das weitere Vorgehen werde beraten. In der vergangenen Woche berichtete die slowakische Arzneimittelbehörde über den Tod einer 47-Jährigen, der vermutlich im Zusammenhang mit einer Astrazeneca-Impfung stehe. Zum vierten Mal in diesem Jahr ist Italiens früherer Ministerpräsident Silvio Berlusconi ins Krankenhaus eingeliefert worden. Das verlautete aus dem Umfeld seiner Partei Forza Italia. Die jüngste Einlieferung ins Mailänder Krankenhaus San Raffaele hänge mit den Spätfolgen seiner Corona-Infektion zusammen. Berlusconi hatte sich im vergangenen Jahr mit dem Virus infiziert. Der 84-jährige Politiker steht derzeit erneut wegen seiner “Bunga-Bunga-Partys” vor Gericht. Mehrere Anhörungen in dem Verfahren mussten aufgrund seines Gesundheitszustands verschoben werden. Weil er seine Ex-Frau angehustet und mit dem Coronavirus angesteckt hat, ist ein Mann in Österreich verurteilt worden. Das Landgericht in Linz wertete die absichtliche Ansteckung mit dem Coronavirus als versuchte schwere Körperverletzung. Der 63-Jährige hatte die Frau demnach zudem körperlich attackiert und bekam eine neunmonatige Bewährungsstrafe. Die Vorfälle trugen sich laut dem Sprecher im November im Zuge des Scheidungsverfahrens zu. Der Mann habe zu Hause keine Maske getragen und immer wieder in Richtung seiner Ex-Frau gehustet, mit der er damals noch zusammenlebte. Sie erkrankte daraufhin leicht an Corona. Das Urteil vom Montag ist inzwischen rechtskräftig. 

Die zunächst in Indien entdeckte Corona-Variante B.1.617 ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) inzwischen in mehr als 40 Ländern nachgewiesen worden. Mehr als 4500 analysierte Gensequenzen aus 44 Ländern seien B.1.617 zugeordnet worden, zudem lägen Meldungen über Nachweise aus fünf weiteren Ländern vor, teilt die Behörde in Genf mit. Am Montag hatte die UN-Behörde die Variante als “besorgniserregend” eingestuft. Zuvor hatte die WHO nur zunächst in Großbritannien, Südafrika und Brasilien erfasste Varianten so bezeichnet. In Indien stecken sich derzeit täglich Hunderttausende mit Sars-CoV-2 an. Außerhalb Indiens meldete demnach bislang Großbritannien die höchste Anzahl an Infektionen mit der Variante B.1.617. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) prüft Berichte, wonach auf den Seychellen etwa 37 Prozent der positiven Tests von komplett Geimpften stammen. Die Daten würden ausgewertet, teilt eine WHO-Sprecherin per E-Mail mit. Auf den Seychellen leben weniger als 100.000 Menschen, von denen fast 60 Prozent komplett geimpft sind. Regierungsdaten zufolge haben 57 Prozent von ihnen das Mittel von Sinopharm erhalten und 43 Prozent von Astrazeneca. Wohlhabende aus Lateinamerika reisen zur Corona-Impfung in die USA – aus Ecuador, El Salvador, Venezuela und anderen Ländern fliegen Menschen nach Miami, wenn sie es sich leisten können. In ihrem Land laufe es aus dem Ruder und es gäbe keine große Chance, bald Zugang zu der Impfung zu haben, sagen Vakzin-Touristen aus Honduras. Und auch aus Mexiko kommen sie angereist, denn dort sei gerade erst damit begonnen worden, ältere Menschen zu impfen. Der Ansturm auf die Corona-Impfungen in den USA, die dort schon seit dem 19. April allen Bürgern ab 16 Jahren offenstehen, schlägt sich auch in den Flugpreisen nieder. Der Preis für einen Flug von Buenos Aires nach Miami beispielsweise verdoppelte sich im Mai auf rund 2000 Dollar (1644 Euro). Den Leuten in der Schlange ist bewusst, dass die Pandemie die Spaltung – manche haben Zugang zur Gesundheitsversorgung, andere nicht – offenbare. In Brasilien empfiehlt die Gesundheitsbehörde Anvisa nach eigenen Angaben, die Impfung von Schwangeren mit dem Astrazeneca-Vakzin sofort auszusetzen. Die Zeitung “Folha de Sao Paulo” hatte zuvor unter Berufung auf eine Mitteilung des Gesundheitsministeriums berichtet, das Ministerium untersuche den Fall einer Schwangeren in Rio de Janeiro, die nach einer Astrazeneca-Impfung gestorben sei. US-Chefvirologe Anthony Fauci hält es für möglich, dass das Tragen von Masken auch nach der Pandemie eine saisonale Gewohnheit werden könnte. So könnten häufige Krankheiten bekämpft werden. “Wir hatten in diesem Jahr praktisch eine nicht existierende Grippesaison, nur weil die Menschen die Art von öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen ergriffen haben, die hauptsächlich gegen Covid-19 gerichtet waren”, so Fauci im US-Sender NBS. Es sei also denkbar, “dass in ein, zwei oder mehr Jahren, wenn wir bestimmte saisonale Perioden haben, in denen es Atemwegsviren wie die Grippe gibt, die Leute sich tatsächlich dafür entscheiden könnten, Masken zu tragen, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass sie diese Atemwegserkrankungen verbreiten.” Die Infektionszahlen in Indien bleiben auf einem hohen Niveau. Das Gesundheitsministerium meldet 329.942 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. In Zusammenhang mit dem Virus starben 3876 weitere Menschen. Insgesamt verzeichnet das Land mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern nun knapp 23 Millionen Infektionen und 249.992 Tote. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die zuerst in Indien nachgewiesene Variante des Virus als weltweit besorgniserregend ein.

Beitragsfoto © Thirdman (Pexels)

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