Fahrradland Deutschland: Wie sieht der perfekte Radweg aus?

Heather Kaths hat die erste Radfahrprofessur in Deutschland inne

München/Wuppertal | Oliver Klasen hat in der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung die Verkehrsprofessorin Heather Kaths von der Uni Wuppertal interviewt. Anlass war der verwegene Plan des Verkehrsministers Scheuer, Deutschland binnen eines Jahrzehnts zum “Fahrradland” zu machen mit einer 1,5 Milliarden Euro – Investition innerhalb von drei Jahren in den Radverkehr.

Die Kanadierin Heather Kaths hat seit Anfang April den deutschlandweit einzigen Lehrstuhl für Verkehrsplanung inne, der auf das Fahrrad fokussiert ist, an der Bergischen Universität in Wuppertal. Sie müsse sich wohl noch ein E-Bike kaufen oder gar ein E-Lastenrad, damit das Radeln in Wuppertal einfacher gehe, denn die Stadt sei ziemlich eng mit vielen Steigungen, viel Regen zudem.

In Calgary, wo Heather Kaths ursprünglich herkommt, sei es noch schwieriger als in Wuppertal. Am besten für den Radverkehr seien Städte in den Niederlanden oder in Dänemark gerüstet, aber auch deutsche Städte holten auf, Münster etwa, Karlsruhe. Sie habe die letzten neun Jahre in München gelebt und das Radfahren werde hier Schritt für Schritt immer besser.

Verkehrsplanungen in Deutschland würden in erster Linie noch immer für den motorisierten Verkehr geplant. “Und dann hat man noch jeweils einen Meter übrig auf der Seite, und da kommt dann der Radweg hin.”

Die Verkehrsplanungsprofessorin wäre schon froh, wenn der Radverkehr mitgedacht würde. “In der Stadt sollte der aktiven Mobilität, also dem Fußgänger- und dem Radverkehr, Vorrang eingeräumt werden, und die Verkehrsmittel, die nicht so umweltfreundlich sind, sollten erst an die zweite Stelle gesetzt werden.” In der Stadt gebe es nur begrenzten Raum, aber es gebe auch kreative Lösungen. Zudem gehe es ihr nicht nur alleine um Radwege. “Infrastruktur bedeutet auch gute Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder Servicestationen, an denen man zum Beispiel die Luft im Reifen aufpumpen kann. Gerade am Anfang der Entwicklung sollten die Städte hier unterstützen.”

Für den Verkehrsfluss sei bedeutsam, dass Fahrräder sich überholen könnten. Die Geschwindigkeiten der Radfahrer seien unterschiedlich, hinzu komme ein Trend zu Lastenrädern. Die brauchen nicht nur viel Platz, sondern fahren üblicherweise auch etwas langsamer. Ein optimaler Radweg wäre drei Meter breit. Eineinhalb bis zwei Meter sei das Minimum und eine gute Abtrennung erforderlich. Bei einem sogenannten Radschutzweg mit nur einer gestrichelten Linie führen Autos enger vorbei als wenn keine Linie gezogen ist. “Die beste Abtrennung ist eine physikalische Trennung, nicht nur eine Markierung, sondern Bäume oder ein Grünstreifen zwischen Auto- und Radverkehr.”

Heather Kaths fährt am liebsten mit ihrem Rennrad von München aus Richtung in Richtung Berge.

Beitragsfoto : Heather Kaths, 35, hat in Calgary Bauingenieurwesen studiert und an der TU München promoviert © privat

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