Grüne: Mammutbaum nicht gefährdet

Wermelskirchen | Die Grüne Fraktion in Wermelskirchen hat sich ein eigenes Bild über den Terrassenbau am Weihnachtsbaum gemacht, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Neben der Verwaltung, die um entsprechende Informationen gebeten wurde, hat die Fraktion auch Experten für Garten- und Landschaftsbau, sowie diplomierte Agrarwissenschaftler befragt.

Nach den bisher vorliegenden Informationen werde “der Baum durch die Terrasse glücklicherweise in keiner Art und Weise gefährdet”. Die Baugenehmigung der Terrasse sei nach Hinzuziehen eines Experten erfolgt, sodass, wie auch die Stadt versichere, “dem Baum weder Luft noch Wasser genommen” werde. In dem Fall hätte die Fraktion der Grünen im Stadtrat einen sofortigen Rückbau der Terrasse beantragt. 

Die Mammutkiefer als Wahrzeichen der Stadt Wermelskirchen verfüge als Pfahlwurzler auch über wenige flachere Wurzeln, die höchstens den Durchmesser der Krone des Baumes hätten. Da der Terrassenbau des Restaurants nicht darüber hinausrage, werde die Funktion der Wurzeln dadurch nicht beeinträchtigt. “Die haupsächliche Wasserzufuhr des Baumes erfolgt durch die Pfahlwurzeln, die bis fünzig Meter in die Tiefe ragen können”. Die Oberflächenbeschaffenheit der Erde um den Baum hemme die Wasseraufnahme nicht.

Die Grünen-Fraktion begrüßt, daß sich Bürger kritisch äußern und auf Umweltprobleme aufmerksam machen. Für wünschenswert hätte die Fraktion gehalten, wenn die Verwaltung wegen “der Brisanz des Themas die Kommunalpolitik in die Entscheidungsfindung mit einbezogen hätte”.

“Eine attraktive Innenstadt braucht mehr Grünflächen, damit sich die Menschen wohlfühlen. Wir werden daher das Thema Versiegelung von Flächen in der Innenstadt aufnehmen und uns entsprechende Bereiche genauer anschauen. Wenn wir alle unser Wahrzeichen und auch die anderen Bäume sowie unseren Wald schützen wollen, müssen wir aktiv werden und den CO2-Ausstoß vermindern, indem wir beispielsweise unsere Stadt mehr begrünen und fahrradfreundlich gestalten. Die Gefahr für unsere Natur geht weniger von im Biergarten entspannenden Menschen, als durch die Klimaerwärmung und die Luftverschmutzung aus.”

Schließlich erinnert die Fraktionsvorsitzende, Conchita Encina Finken, an den vor Jahren bereits gestellten Antrag der Grünen auf Errichtung einer Gestaltungssatzung der Stadt. “Im Hinblick auf zukünftige bauliche Veränderungen hoffen wir, dass unser Antrag im Rat neu bewertet wird.”

Kommentare (8) Schreibe einen Kommentar

    • Volker Ernst
    • 27.04.21, 22:30 Uhr

    Ich möchte darauf hinweisen, dass es sich bei dem Wermelskirchener Weihnachtsbaum nicht, wie im obigen Artikel dargestellt, um eine Mammutkiefer handelt, sondern um einen Riesenmammutbaum (Sequoiadendron Giganteum), der seine Heimat im US-Bundesstaat Kalifornien hat. Dort gibt es eine Reihe bekannter Nationalparks, in denen mehrere tausend Jahre alte und bis über 80 Meter hohe Exemplare existieren. Diese Parks werden vom National Park Service betreut. Auf dessen Homepage findet man unter https://www.nps.gov/parkhistory/online_books/cook/sec1.htm eine fachkundige Beschreibung dieser Bäume: “The giant sequoia develops no permanent taproot or other roots that extend deep into the ground, but sometimes a single root may grow out near the surface for as much as 200 or 300 feet toward water.” Der Riesenmammutbaum hat also keine Pfahl- oder Tiefwurzel (=taproot). Übrigens sind dort auch Bilder umgestürzter Bäume zu sehen, auf denen das Wurzelwerk sichtbar ist.

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      • Heidbüchel
      • 28.04.21, 16:03 Uhr

      Also, ich habe da mal gegoogelt
      Sequoiadendron Giganteum
      In Wikipedia, das ist schon sehr interessant was über diese Baumart, das Holz, Wachstum und Wurzelwerk hinterlegt ist.

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    • Wolf
    • 28.04.21, 8:13 Uhr

    Ich lese so viel von irgendwelchen Experten. War denn nun auch ein wirklicher Baum- Experte vor Ort, oder nicht?

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      • Conchita Encina Finken
      • 28.04.21, 15:29 Uhr

      Selbstverständlich waren sie vor Ort und haben sich die Situation genau angeschaut. Ansonsten könnte man sich doch auch kein Urteil bilden!

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        • Wolf
        • 28.04.21, 15:46 Uhr

        Hallo und vielen Dank für die Antwort!

        Es bleibt aber doch die Frage im Raum stehen, ob das auch die richtigen „Experten“ waren.
        Alles unter der Annahme, dass der Einwurf von Herrn Ernst richtig ist, hat dieser Baum keine tiefen Wurzeln, sondern ist eher so etwas wie ein Flachwurzler. Das würde bedeuten, Ihr Urteil beruht auf einer völlig falschen Aussage und hat keinen Wert.

        Angesichts der allgemeinen Aufregung sollte doch auch mittlerweile klar sein, dass es natürlich primär um diesen Baum geht, dieser aber bereits so etwas wie Symbolcharakter hat. Dieser Baum steht doch längst nicht mehr nur für sich alleine. Er steht – auch Dank des holprigen Umgangs seitens der Politik mit ihm – für viele Menschen auch stellvertretend für sehr viele andere Dinge. Aus meiner Sicht sollte daher sehr dringend Herr Ernst – jenseits aller persönlichen Befindlichkeiten – endlich mit an Bord geholt werden.

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    • Wolf
    • 28.04.21, 9:06 Uhr

    Ich gehe mal fest davon aus, dass meine einfache Frage ohnehin nicht beantwortet wird.

    Nur unter der Bedingung, dass der Einwurf von Herrn Ernst richtig ist, möchte ich folgenden wirklich gut gemeinten Tipp in Richtung Politik abgeben: das Vertrauen in die Politik wird hier gerade ordentlich in den Sand gesetzt. Die einzige Möglichkeit hier wieder Boden zu gewinnen wäre aus meiner Sicht ein GEMEINSAMER Ortstermin mit 1xVertreter aus der Politik, 1xein echter Baumexperte und 1xHerr Ernst. Dann könnten sich zumindest 2 Personen auf einem ähnlichen Niveau unterhalten und gemeinsam eine Lösung finden.
    Auch Kompromisse wären ja denkbar! Es muss ja nicht unbedingt ein Rückbau stattfinden…

    Weiter möchte ich mich gar nicht mehr äußern, denn wir wollen ja ALLE sachlich bleiben, gelle!

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    • Marianne Hürten
    • 28.04.21, 14:17 Uhr

    Ich bin kein besonders emotionaler Mensch, aber ich knabbere jetzt schon ein paar Tage daran herum, dass vor allem seitens der Politik im Zusammenhang mit dem Weihnachtsbaum nur noch Sachargumente gelten gelassen werden und am gewichtigsten sind natürlich die von Sachverständigen.
    Ich gestehe, auch als vor 16 Jahren Zugereiste habe ich ein emotionales Verhältnis zu dem Mammutbaum entwickelt. Ich freue mich wenn ich ihn sehe und es ihm gut geht, ich freue mich wenn er in der Weihnachtszeit beleuchtet wird (ich kann ihn sogar von unserem Wohnzimmerfenster aus sehen) und ich habe mich geärgert, als ich damals festgestellt habe, dass der große Neubau besonders wenn man von der Berliner Straße kommt die Sicht auf einen großen Teil des Weihnachtsbaums versperrt.
    Schon in meiner Jugendzeit in Bensberg habe ich es erlebt, dass eine mehrere hundert Jahre alte Eiche – ein toller, alleinstehender Baum, auch ein Naturdenkmal – nach 2-3 Jahren sang und klanglos eingegangen ist. Den Bedenken von Naturschützern und Anwohner*innen zum trotz war in mehreren Metern Abstand eine Baustellenzufahrt am Baum vorbei gelegt worden. Sachverständige beteuerten damals, dass die Eiche von den Bauaktivitäten nicht tangiert würde. Als sie dann gestorben war, hieß es auf einmal, man habe ja nicht gewusst, dass so weit vom Stamm so empfindliche Wurzeln wären. Da war es zu spät.
    Ich erlaube mir daher gegenüber den Sachverständigen eine gewisse Skepsis. Unter dem Podest sind über 40 Punktstützen, die auf Waschbetonplatten stehen. Diese drücken direkt auf den Wurzelbereich und das soll tatsächlich dem Baum nichts ausmachen??
    Hinzu kommt der Denkmal-Aspekt. O.K., man sieht das Podest nicht von allen Seiten. Aber von der Oberen Remscheider Straße aus ist der Eindruck doch sehr dominant. Die Wirkung des Weihnachtsbaum wird stark beeinträchtigt (Ist das jetzt schon wieder unsachlich?)
    Ich selber habe vier verschiedene Stadtführungen im Programm, bei denen der Weihnachtsbaum eine Station oder sogar Startpunkt ist. Bis vor kurzem war das kein Problem, der Baum und das Gelände drumherum gehören der Stadt und waren frei zugänglich. Jetzt ist ein größerer Teil davon privatisiert.
    Noch ist Wermelskirchen eine charmante Kleinstadt mit Herz und Geschichte. Wird man erst wenn der Mammutbaum umgefallen ist und das letzte Fachwerkhaus abgerissen wurde, begreifen, dass die Bürger*innen auch eine emotionale Bindung zu ihrer Heimatstadt und ihren Besonderheiten haben und das Geschichte auch erlebbar und begreifbar sein muss?

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  1. Der Vorschlag von Wolf könnte der richtige Weg sein um weitere “Befindlichkeiten“ zu vermeiden.
    Nach meinem Kenntnisstand erfolgt nächste Woche Dienstag ein Ortstermin mit einem seriösen und kompetenten Baumexperten der wohl auch über besondere Expertise, was Mammutbäume betrifft, verfügt. Ich werde versuchen vor Ort zu sein um einen objektiven Eindruck zu erhalten.

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