Frag doch mal… die Maus

Seit 50 Jahren erklärt uns in der „Sendung mit der Maus“, ein kleines, stilles, orangefarbiges Nagetier die Welt. 

Wir stellen die Fragen und „sie“ liefert die Antwort. Jemand, der sich auskennt oder sich die Mühe macht, sich mit unseren Fragen auseinander zu setzen. Unzählige Videos sind über die Jahre entstanden.
3.320 Fragen in all den Jahren. Kinder und Erwachsene, die Fragen an das Leben stellen, Neugier beweisen und Antworten suchen. Und bei der Sendung mit der Maus gibt es diese Antworten, kreativ untermalt und ganz einfach erklärt. 

Eine Frage zu stellen und eine Antwort zu erwarten, ist bereichernd fürs Leben. Es zeigt: Ich weiss nicht alles, ich versteh die Welt nicht so ganz. Komm, bitte erklär es mir. Es lässt zu, dass jemand anders mehr wissen darf und dass er die Chance bekommt, es mir zu erklären. Ich stelle mich hin und frage. Und jemand anders ist der Kluge, der Gelehrte. Ich höre zu und der andere macht die Lösung verständlich.

Kinder können das. Sie sind neugierig aufs Leben – die meisten.
Sie können Löcher in den Bauch fragen, absurdeste Antworten finden und dann nachfragen: Mama, ist das so? Manchmal, wenn ich so gar nicht weiss, was ich dazu sagen soll, antworte ich: „Frag doch mal die Maus.“ Heisst: Ich weiss es leider nicht. Ich möchte dir nicht irgendwas erzählen, kein Halbwissen, kein Erwachsenengequatsche. Dann sag ich: Frag jemand anderes, oder wir machen uns gemeinsam auf die Suche nach der Antwort.

Ich hab das Gefühl, dass wir als Erwachsene oft weniger Mut aufbringen, Fragen zu stellen. Oder dass wir immer das Gefühl haben, eine Antwort parat haben zu müssen oder selbst keine Fragen mehr stellen zu wollen. Denn vieles hätten wir ja im Leben gelernt haben müssen. Zu fragen ist ja auch immer ein kleines Zeichen von Schwäche. Dabei bereichert das unser Miteinander. Es zeigt: Sag mir, was du weisst, teile mit, was du gelernt hast. Sei mir ein Gegenüber und lass uns gemeinsam über die Fragen der Welt nachdenken.

In den letzten Monaten fehlten mir oft die Antworten und leider wusste auch die Maus nicht immer die Lösung. Oft waren da zu viele Fragen und gefühlt keine Antworten. 

Im letzten Jahr musste ich viele Antworten für mich selber finden. Zum Beispiel, was diese ganze Pandemie mit mir macht und machen darf. Wie sehr ich denke, Antworten und richtige Wege zu kennen. Ich dachte oft, dass es so oder so gehen müsste. Oftmals saß ich ziemlich ratlos da, weil die Wege, wie ich sie kannte nicht mehr funktionierten. Ich bin ein Beziehungsmensch – durch und durch. Ein Leben auf Distanz zu anderen Menschen lässt meine Freude sinken. YouTube und Zoom sind hilfreiche Tools, um am Leben der anderen noch teilzuhaben. Aber sie ersetzen wahre Beziehungen nicht. Ich habe mich oft gefragt, wie mein Leben nun laufen soll. Ob und wie ich sein will.

Ich stelle mir nun die Frage: Wo kann ich noch Beziehung leben, wo kann ich gestalten, wo sinnvoll Anteil nehmen. Das nehme ich auch jeden Tag mit in meinen Austausch mit Gott, in mein Gespräch mit dem Schöpfer. 
Ganz weit weg von dem Anspruch, funktionieren zu müssen, tauche ich ein ins „Frage-Antwort-Spiel“. 

Ich spüre, da sind Menschen um mich herum, die mich brauchen und für die mein Dasein gerade unendlich wichtig ist. Meine Aktionen sind reduziert und alles, was noch stattfindet, wird dadurch auch wertvoller. Ich gehe öfter mit einer Freundin spazieren, immer mal mit der, die es wie ich in dem Moment braucht. Dann ziehen wir gemeinsam durch die Natur, reden über Frust und Verdruss, lachen und merken, es ist gut, dass der andere da ist. Ich bin dankbar für Menschen, die zuhören und ihre persönlichen Antworten geben. Menschen, mit denen ich gemeinsam über das Leben nachdenken darf. Und auch welche, die die Stille aushalten, wenn es mal keine Antworten gibt.

Ich profitiere davon, dass ich meine kleine Familie habe und dass der Austausch und das Zusammensein enger wird, vertrauter. Dass Dinge aufbrechen und Zeit da ist, damit es auch mal heilen kann. Ich finde Zeit zum Spiel, zum Zuhören und Dasein. Fragen sind Teil des Alltags, aber Antworten nicht immer so immens wichtig.

Wir haben den 50. Geburtstag der „Sendung mit der Maus“ an diesem Wochenende ausgedehnt gefeiert. Mit Deko, Kuchen, Mark Forster und Lagerfeuer. Oft kommen solche Momente zu kurz, weil sie immer On Top auf einem ziemlich vollen Terminkalender liegen. Und das strengt an.
Dass jetzt weniger ist, weil mehr nicht sein darf, ist manchmal auch entspannend. 

Unsere Kinder profitieren davon. Wir sind eine kleine eingeschworene Gemeinschaft geworden. Und doch vermisse ich auch Feste und Freunde und Zusammenkünfte mit vielen Menschen. Da ist so ein Ort in meinem Herzen mit sehr viel Liebe für die Welt da draussen. Und dieser Ort ist so still geworden. Das schmerzt, denn es ist auch ein Teil meines Lebens.

Wenn ich die Maus fragen würde, was sie mir als Ratschlag für diese Zeit mitgibt, würde sie vielleicht mit den Augen „klick“, „klick“ machen und sie würde den Elefanten in die Arme nehmen und auch die gelbe Ente und würde mich auffordern, ihrem Beispiel zu folgen.

Liebe Maus, deine Welt ist immer schon kleiner und überschaulicher gewesen als meine. Und doch hast du Generationen erreicht. Nur, weil du die kleine Welt um dich herum ernst genommen hast mit den Fragen, die da waren. Das will ich mir zum Vorbild nehmen für den nächsten Tag! Ich will wertschätzend das in Angriff nehmen, was ich tun kann.

Happy Birthday!

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