Meine Mutter

VON ISSAM AL-NAJM

Meine liebe Mutter,
in meinem Herzen
ist eine ewige Sehnsucht nach dir
nach deinen Händen,
die mich bergen.

Meine liebe Mutter,
ich erinnere deine Stimme
als du mich riefst
in liebevoller Fürsorge.
Ich war Dir so nah.

Seit zwei Jahren bin ich fort
und versuche hier, wo ich ohne dich bin
wohlauf zu sein.

Ich versuche hier, wo ich ohne dich laufe
deinen Schutz zu haben.

Ich versuche hier, wo ich fremd bin
ein neues Leben zu finden.

Ich habe Hoffnung
dich wieder zu sehen.

Meine liebe Mutter,
gestern als ich träumte
waren deine Augen da
sie beobachteten mich wie damals
als ich ein Kind war.

Meine liebe Mutter,
als wir das erste Mal getrennt wurden
hatte ich ein neues Leben
und verlor ein anderes.
Ich musste das Atmen lernen.

Ich wusste nicht, wie schwer das Leben ist
ohne dich.
Ich wusste nicht, wie schwer das Atmen ist
ohne dich.
Ich wusste nicht, wie schwer das Lachen ist
ohne dich.

Meine liebe Mutter,
ich versuche, eine Liebe wie deine zu finden
und finde keine, die ihr gleicht
Ich versuche, eine Nähe wie deine zu fühlen
und fühle keine, die ihr gleicht.

Meine liebe Mutter,
verzeih mir
dass ich fort bin
und nicht zurück kann.

(Dieser Text erschien in der 9. Ausgabe der Zeitung „Neu in Deutschland“ >>PDF, nid#9 2018)

Die Autorinnen und Autoren der Zeitung “Neu in Deutschland” sind Flüchtlinge und Migranten. Sie schreiben über ihre Erfahrungen, in der Heimat, auf der Flucht, hier in Deutschland, über Ihre Gefühle, ihre Trauer, ihr Glück, ihre Familien, und das alles in der für sie fremden deutschen Sprache.

Am kommenden Montag, dem 8. März, dem Internationalen Frauentag, lesen einige Autorinnen und Autoren im Rahmen einer Online-Lesung der Wermelskirchener Flüchtlingsinitiative “Willkommen in Wermelskirchen” ab 19:30 Uhr aus ihren Texten. Mit folgendem Link können Sie an der Online-Lesung teilnehmen:

https://eu01web.zoom.us/j/61411078368pwd=RFhibDlTQ2tjUTZTb1l4eXZhcHpOQT09 (Meeting-ID: 614 1107 8368 Kenncode: 487539)

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