Schutz vor Gewalt gegen Kinder

Buchtipps für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Advent 2020

VON MARIE-LOUISE LICHTENBERG

Es geht nicht allen Kindern und Jugendlichen gut. Zu viele Kinder und Jugendliche sind häuslicher Gewalt schutzlos ausgesetzt, können sich nicht wehren, verstummen. Und die Erfahrung zeigt, dass ein sexuell missbrauchtes Kind sich im Schnitt sieben Mal an einen Erwachsenen wenden muss, bevor ihm geglaubt wird und es Hilfe bekommt. In Zeiten des Lockdown während der Pandemie hat sich für viele Kinder die Situation noch mal verschärft. Sie kommen nicht raus und oft hört niemand ihre Schreie.

Natürlich wachsen die meisten Kinder und Jugendlichen behütet und ohne Gewalt auf. Oft kriegen sie jedoch im Kindergarten, in der Schule oder in der Freizeit mit, wenn es einem anderen Kind schlecht geht. Deshalb halte ich es für wichtig, dass Erzieherinnen und Lehrerinnen, aber auch Eltern, Nachbarn, Freunde und Verwandte sensibilisiert werden, um die Signale, die solche Kinder aussenden, zu verstehen.
Jetzt kommen die Weihnachtstage und diese sind schon zu „normalen“ Zeiten in vielen Familien problematisch. Bitte achten Sie in Ihrem Umfeld darauf, ob Ihnen etwas komisch vorkommt. Ducken Sie sich nicht weg und holen Sie nötigenfalls Hilfe. Vielleicht geht es einem Kind so oder ähnlich, wie in einem der drei Bücher.

Heute empfehle ich drei Bücher, die sich mit dem Thema Gewalt an Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen und die sich auch an Erwachsene richten.

Es beginnt mit dem Vorwort: „Niemand, der erwachsen ist, darf Angst machen oder schlagen. Wir, die wir dieses Buch gemacht haben, hoffen, dass es Kindern helfen kann, die zu Hause Angst haben müssen.
Und dass es Erwachsene daran erinnert, dass alle, die groß sind, Verantwortung für die tragen, die klein sind.

Stina Wirsén und die schwedische Behörde zum Schutz von Verbrechensopfern, April 2015
Auf kinderrechte.de können Sie über die Rechte der Kinder lesen.“

Auf der Rückseite des Buches steht: „Dieses Buch erzählt von einem kleinen Wusel, genannt Klein. Klein mag es, wenn alle fröhlich sind und niemand sich streitet. Aber zu Hause gibt es trotzdem Streit, viel zu oft und viel zu schlimm. Dann bekommt Klein immer Angst. Zum Glück gibt es die liebe Frau Traulich im Kindergarten!

Ein bewegendes Bilder- und Gesprächsbuch für Kleine und Große.“

Stina Wirsén (Text und Illustration) • Susanne Dahmann (Übersetzung aus dem Schwedischen) • Klein • 31 Seiten • Klett Kinderbuch 2016, 2. Auflage • 9,95 € • Ab 4 Jahren

Der Verlag schreibt auf der Rückseite des Buches: „Joschi Bär lebt in einer gemütlichen Bärenhöhle. Er hat eine Mama, einen Papa und eine Babyschwester. In der Nachbarhöhle wohnt Herr Bruse. Alle mögen ihn. Joschi hat auch einen besten Freund, den Toni. Die beiden spielen fast jeden Tag miteinander.

Seit einiger Zeit zieht Toni sich immer mehr zurück. Er hat ein Geheimnis, das er nicht verraten darf. Joschi will wissen, was dahintersteckt. Durch seine Neugier bringt er sich in eine brenzlige Situation und muss erfahren, dass Herr Bruse alles andere als nett ist. Zum Glück hat Joschi Eltern, denen er sich anvertrauen kann…“

„Es ist schwierig, mit Kindern über Missbrauch zu sprechen. Sicher, wir sagen ihnen: „Geh nicht mit Fremden mit!“, aber wir wissen auch, dass Missbrauch zum größten Teil im engen sozialen Umfeld oder sogar in der Familie geschieht.

Befähigen Sie Ihr Kind darin, Missbrauch als solchen, insbesondere durch Vertrauenspersonen, zu erkennen – nur dann kann es sich auch dagegen wehren. Dazu muss es vor allem gute von schlechten Geheimnissen unterscheiden lernen.“

Brigitte Endres (Text) • Anna Karina Birkenstock (Illustration) • Was ist los, Joschi Bär? • 32 Seiten • Aracari Verlag 2019 • 14,00 € • Ab 4 Jahren

„Diese Sommerferiengeschichte geht unter die Haut. Als die beiden Teenager Zonja und Mucks sich im Schwimmbad treffen, beginnt eine wunderbare Freundschaft zwischen zwei Außenseitern, die sich die Zeit mit Scrabble, Pfannkuchen-Essen, In-den-Himmel-Schauen, Reden und Schweigen vertreiben. Doch je näher Zonja Mucks kennen lernt, desto mehr wird ihr deutlich, dass Mucks ein dunkles Geheimnis mit sich herumträgt. Dank Zonjas hellsichtiger und couragierter Mutter kann Schlimmeres verhindert werden. Die Geschichte von häuslicher Gewalt nimmt zwar kein gutes, aber doch ein hoffnungsvolles Ende.

Stefanie Höfler gelingt es in ihrem Debüt, ein schweres Thema in eine Freundschaftsgeschichte einzubetten, die mit Witz von einer durchaus selbstironischen Protagonistin erzählt wird. Ihre Kinder- und Erwachsenenfiguren sind glaubhaft und facettenreich. Mein Sommer mit Mucks überzeugt durch eine Sprache, die so eigenwillig ist wie die Erzählerin, der sie in den Mund gelegt wird. Franziska Walther gelingt es, in ihren Illustrationen die Leichtigkeit der Geschichte ebenso zu spiegeln wie deren Schatten.“, so die Begründung der Kritikerjury für die Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis 2016.

Stefanie Höfler • Mit Vignetten von Franziska Walther • Mein Sommer mit Mucks • 140 Seiten • Beltz & Gelberg 2015 • 12,95 € (Gebunden) • Ab 11 Jahren

„Dieser digitale Lese-Adventskalender orientiert sich an dem digitalen Adventskalender der Akademie für Leseförderung Niedersachsen. Der Kalender der Akademie ist unter https://www.alf-hannover.de/publikationen abrufbar.“

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