Lesen in der Pubertät

BUCHTIPPS FÜR KINDER, JUGENDLICHE UND ERWACHSENE IM ADVENT 2020

VON MARIE-LOUISE LICHTENBERG

Bei meinen heutigen Buchtipps lege ich den Schwerpunkt auf die schwierige Zeit der Pubertät. In dieser Phase hören ganz viele Mädchen und Jungen mit dem Lesen auf, das sogenannte Lesefenster schließt sich. Umso wichtiger ist es aus meiner Sicht, nichts unversucht zu lassen, damit sich dieses Fenster nicht schließt und die Jugendlichen mit Büchern und Literatur in Kontakt bringen. Denn die Forschung weiß, dass, wenn ein junger Mensch in dieser Zeit weiterliest, bleibt er mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ein lebenslanger Leser. Ich weiß, wie schwer das ist. Aber – versuchen Sie es mit einem oder mehreren der drei folgenden Buchtipps…

Antje Herden • Keine halben Sachen • 137 Seiten • Beltz & Gelberg 2019 • 12,95 € • Ab 14/15 Jahren

„Keine halben Sachen“ war dieses Jahr in der Sparte Jugendbuch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Im Klappentext steht: „Robin, 15, ist pubertär, einsam und gelangweilt, als er Leo trifft, der so cool und selbstsicher ist, wie es Robin gern wäre.Leo verführt ihn zum Rauchen, Kiffen, Saufen. Sie lernen Anna und Karla kennen. Und durch Karla erfährt Robin, was ein richtiger Rausch ist, körperlich und geistig. Während Leo unverändert gelassen bleibt, stürzt Robin ab.Robin erzählt die Geschichte seines Absturzes, direkt, schonungslos. Er teilt Leo alle seine Ängste und Hoffnungen mit. Erst am Ende wird er merken, dass seine Realität eine andere ist. Und, dass Leo vielleicht gar nicht so über den Dingen steht, wie Robin glaubt.Meisterhaft und äußerst glaubwürdig erzählt, dramatisch und ironisch zugleich, weiß Antje Herden mit einer ungewöhnlichen Erzählweise zu beeindrucken.“

Ich empfehle das Buch für ältere Jugendliche und schließe mich dem Urteil der Kritikerjury des Deutschen Jugendliteraturpreises an, in dem es heißt:

„Antje Herden gelingt es, Robins jugendliche Gier nach Neuem und Zugehörigkeit in Worte zu fassen. Ihre Sprache fesselt und vermag einen Drogentrip beängstigend real zu schildern. Nie tönt es jedoch belehrend oder gar verharmlosend aus dem Text. Ungewohnt und anregend ist die Verwendung der Du-Ansprache, die irritiert und deren Geheimnis erst am Ende gelüftet wird. Ein literarischer Trip, verstörend und faszinierend zugleich.“

Susan Kreller • Elektrische Fische • 192 Seiten • Carlsen 2019 • 15,00 € • Ab 12 Jahren


Auch „Elektrische Fische“ war dieses Jahr in der Sparte Jugendbuch für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Die Kritikerjury begründete ihre Wahl:

„Wie nah Heimat und Heimatlosigkeit, Herkunft und Entwurzelung beieinander liegen können, erlebt Emma am eigenen Leib. Mit den beiden Geschwistern und ihrer Mutter zieht sie in deren Mecklenburg-Vorpommersche Heimat. Vor 20 Jahren ging die Mutter als Au-Pair nach Dublin. Nach der Trennung vom Vater der Kinder muss sie mit ihrer Familie ein neues Leben in alter Umgebung beginnen, irgendwo auf dem Land an der Ostsee.

Die drei Geschwisterkinder gehen mit der Fremdheit, die sie in der Küstenprovinz erleben, auf unterschiedliche Weise um: Emmas kleine Schwester schweigt, ihr großer Bruder stürzt sich ins dörfliche Leben und sie selbst plant die heimliche Rückkehr nach Dublin. Doch da ist noch ihr Klassenkamerad Levin. Er bietet seine Hilfe an, wird schnell zum wichtigen Zuhörer und Freund. Als Emma Einblick in sein kompliziertes Familiengefüge erhält, fragt sie sich, ob sie ihre eigene Situation wirklich richtig beurteilt.

Susan Kreller erzählt eine Geschichte, die ebenso von Heimkehr wie von der Fremde handelt und Emmas Erfahrungen des Nicht-Ankommens eindrucksvoll ausleuchtet.
Die poetische Sprache des Romans ist packend und führt direkt hinein in Emmas Zerrissenheit zwischen zwei Ländern. Und am Ende steht die Einsicht, dass Heimat vor allem ein Gefühl ist.“

Ich empfehle diese, sehr poetisch erzählte, bewegende Geschichte von Emma und ihrer Familie nicht nur Jugendlichen.

Heidemarie Brosche (Text) • Anja Mo Kast (Illustration) • Lucky Loser • 144 Seiten • Hase und Igel (light) 2019 • 5,95 € • Ab 12 Jahren

Auf der Rückseite des Buches steht:
„Lukas Loser, genannt Lucky Loser, muss einen Tiefschlag nach dem anderen einstecken: Nicht genug damit, dass er zu Sozialstunden im Altenheim verdonnert wurde. Auch seine Freundin blockiert ihn bei WhatsApp. Warum nur?Ausgerechnet ein alter Mann mit dunkler Vergangenheit bringt wieder Licht in Luckys Leben…“

Diesen Jugendroman empfehle ich besonders Jugendlichen, die nicht gerne lesen, weil er spannend und aktuell ist. Die Kapitel sind kurz, die Schrift ist groß und die Sprache einfach, aber trotzdem nicht banal. Die Autorin überzeugt durch ihren lockeren, der Jugendsprache angepassten Sprachstil – ohne sich anzubiedern.

„Dieser digitale Lese-Adventskalender orientiert sich an dem digitalen Adventskalender der Akademie für Leseförderung Niedersachsen. Der Kalender der Akademie ist unter https://www.alf-hannover.de/publikationen abrufbar.“

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