Der auf dem Esel reitet

Ein Wort zum Montag, dem 7. Dezember 2020

VON CORNELIA SENG

Morgen am 6. Dezember findet der 27. Kasseler Friedensratschlag statt. Online. Ich habe mich angemeldet. Es geht um Abrüstung, deutsche Waffenexporte in Drittländer und um die weitere Nuklearbewaffnung. Immer mehr Waffen in der Welt bedeuten auch eine immer größere Gefahr für den Weltfrieden.

Waffen werden zum Töten gemacht, nicht zum Radfahren, heißt es auf der Homepage des Kasseler Friedensforums.

Rüstungsexporte von Deutschland gehen auch in die Türkei und nach Saudi-Arabien. Dort werden sie benutzt im Krieg im Norden von Syrien und im Jemen. Dort töten sie Kinder, Menschen, zerstören Häuser.

Mit Rüstungsexporten wird mit das meiste Geld verdient. Auch in Kassel. Gerade in Kassel sichern Krauss-Maffei, Wegmann und Rheinmetall viele Arbeitsplätze. Von den Steuereinnahmen profitiere auch ich.

Muss die Welt so sein? Wie wäre eine Welt ohne Waffen? Wie wäre eine Welt, in der die Atombombe im Museum ausgestellt wird?

In der Adventszeit erzählen sich Christen, wie Jesus in Jerusalem eingezogen ist: Auf einem Esel hat er gesessen. Ein junger gesunder Mann um die dreißig und reitet auf einem Esel! Schwangere und Müde reiten sonst auf einem Esel. Er hätte ohne Mühe laufen können.

Es ist ein Bild, das sich uns einprägen soll. Nicht hoch zu Ross reitet er, wie Mächtige es gewöhnlich tun. Gewalt ist nicht seine Sache. Als „Friedefürst“ wird er von der jubelnden Menge begrüßt. Einer, der ohne Waffengewalt die Herrschaft übernimmt. Einer, der dafür seinen Kopf hinhält, dass Frieden wird.

Wir Christen feiern bald seine Geburt. „Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin“, singen wir mit dem Lied von Paul Gerhardt. Er soll einziehen, der Friedefürst. Zieht er auch ein in den Kopf, die Worte, das Handeln?

Was wäre, wenn die Christen seine Worte wirklich ernst nähmen?
„Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen“ (Lk. 6,27f), hat Jesus seinen Nachfolgern beigebracht. Die Sanftmütigen werden das Erdreich besitzen und die Friedfertigen Gottes Kinder genannt werden, hat er gesagt.

Manche haben ernst gemacht mit der Gewaltlosigkeit. Mahatma Gandhi, Martin Luther King Jr., Nelson Mandela, Albert Schweitzer.

Was wäre die Welt heute ohne sie? Was wäre ich, wenn ich mich nicht an ihnen festhalten könnte?

Für mich wird es, Zeit konsequent zu sein.

https://www.kasseler-friedensforum.de/608/event/Digitaler-Friedensratschlag/

Mosaik auf dem Fußboden von Groß St. Martin, Köln

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