Querdenken

VON WOLFGANG HORN

Das umgangsprachliche Querdenken, mitunter auch “um die Ecke denken” geheißen, trägt in der Fachwissenschaft die Bezeichnung Laterales Denken (von lateinisch latus „Seite“) und ist eine Denkmethode, die als Nutzung von Kreativitätstechniken zur Lösung von Problemen oder Ideenfindung eingesetzt werden kann. Das Gegenteil von lateralem Denken ist das vertikale oder lineare Denken. So oder so: es handelt sich in jedem Fall ums Denken, um gedankliche und begriffliche Anstrengung.

Das in Pandemieleugnerkreisen, esoterischen Zirkeln, verschwörungsideologischen Sekten und ihren rechtsextremistischen Kombattanten zur kleidsamen Pose verkommene “Querdenken”, am besten kombiniert mit einer Ortsangabe, ist hingegen das schiere Gegenteil von Denken. Es ist die Negation wissenschaftlicher Erkenntnis, die Ablehnung von Rationalität, das Gegenteil von Diskurs und vernünftigem Austausch, bloße Attitüde. Es ist die selbstgerechte und besserwisserische Haltung scheuklappriger, fest in eine Parallelwelt Eingemauerter, gepaart mit unbändigem Missionsdrang, Lautstärke, Ignoranz und Taubheit. 

Querdenken ist die Kraft, sich rational mit Mehrheitsströmungen, mit erprobten Prozessen, mit vorgefertigten Mustern, mit angebotenen Lösungen auseinanderzusetzen und zu kreativen Lösungen oder neuen und neuartigen Denkansätzen zu kommen. All das zeichnet die aktuell als “Querdenker” bezeichneten Kreise nicht aus. Sie kümmert nicht, daß von ihren Veranstaltungen Gefahren ausgehen können für große Gruppen von Mitmenschen. Ignoranz und fehlende Empathie sind jedoch kein Kennzeichen fürs Querdenken. Allenfalls für Gedankenlosigkeit und die völlige Abwesenheit von Verantwortung.

Beitragsfoto © Flickr/Kai Schwerdt CC BY-NC 2.0)

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • ingrid
    • 14.11.20, 21:35 Uhr

    Hallo lieber Wolfgang, bist Du das? Den ich kenne? herzlichen Gruß Ingrid

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