Bevor ich sterbe …

Ein Wort zum Montag, dem 11. Oktober 2020

VON CORNELIA SENG

„Bevor ich sterbe, möchte ich …“. Unter diesem Motto steht ein weltweites Kunstprojekt, gerade läuft es in Kassel. Es besteht aus vier großen Schiefertafeln, zu einem Würfel geordnet, daneben ein Kästchen mit Kreide. Sie stehen auf dem Bebelplatz. Der Hospizverein Kassel unterstützt das Projekt.

Am 10. Oktober ist ja „Welthospiztag“. Was ist ‚Leben‘ eigentlich? Es gibt kein Leben ohne Tod. Die Tafeln sollen anregen, den Satz zu vollenden. Sie standen schon in vielen Städten der Welt. Initiiert wurden sie von der Künstlerin Candy Shang. Die ersten Tafeln standen in New Orleans. https://beforeidieproject.com/story Und jetzt also in Kassel.

Ich überlege: Was soll ich schreiben? „Bevor ich sterbe, möchte ich …“ – ein Buch schreiben oder noch eine Fremdsprache lernen?

Ich bin im Ruhestand. Der größte Teil meines Lebens liegt hinter mir. Das Beste daran habe ich nicht selbst „gemacht“, das Beste daran ist mir zugefallen. Die große Liebe zum Beispiel und die Geburten der Kinder. Selbst die Wohnorte habe ich nicht selbst bestimmt. Wir wurden „berufen“, wie man in der Kirche sagt. Das war nicht immer leicht, aber am Ende doch gut.

Es ist toll, wenn junge Menschen sich Ziele stecken und an ihren Träumen arbeiten. Aber das Leben ist mehr als Ziele und Wünsche. Man kann es letztlich nicht „machen“. Man bekommt es geschenkt. Es will einfach gelebt werden, fröhlich, dankbar und mit Anstand.

Also schreibe ich auf die Tafel: Bevor ich sterbe, möchte ich – einfach leben. Leben in Verantwortung vor Gott und den Menschen, wie Jesus es sich vorgestellt hat.

Der Apostel Paulus hat es so gesagt: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin“ (1Kor 15,10).
Dem kann ich nur zustimmen und dankbar jeden Tag des Lebens genießen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.