Schwimmen – nur Indoor?

EIN LESERBRIEF VON LOTHAR DÄHN

So, so, da hat der Sportausschuss jetzt einstimmig den Ersatzbau des Hallenbades empfohlen. Jetzt muss nur noch der Rat zustimmen und dann wird der Förderantrag gestellt. 

Sehr bedenklich fand ich bei der morgendlichen Lektüre der Lokalpresse jedoch: Der Technische Beigeordnete, Thomas Marner, lehnt den Wunsch nach einem Außenbecken ab. Darüber ist schon viel diskutiert und geschrieben worden und es kann wohl Gründe für diese Position geben, aber mir als Normal-Bürger und Nichtfachmann will trotzdem nicht einleuchten, warum wir in unserer Stadt ein solch wichtiges Projekt, mit dem wir uns auf viele Jahre festlegen, so minimieren. Ja, ja der Kostendruck …

Aber ist es nicht zu kurz gedacht, wenn man auf die Nutzung der ohnehin notwendigen Technik für ein zusätzliches Außenbecken, trotz der Prognose von immer längeren und wärmeren Sommern, trotz der zu erwartenden häufigeren Urlaube daheim und einem Freibad in Dabringhausen, das leider nur in den Sommer-Schulferien von engagierten ehrenamtlichen Helfern betrieben wird, verzichtet? 

„Work-Life Balance“ ist das Credo der jungen Generation. Nachdem die Sauna, die meines Erachtens zu einem modernen öffentlichen Bad gehört, offenbar schon vom Tisch ist, frage ich mich, hat der Technische Beigeordnete das bedacht, als er nun auch das mögliche Außenbecken kippte. Für ganze Generationen war die „Badeanstalt“ in unseren Städten der Sommertreffpunkt schlechthin. In Wermelskirchen wird es diesen Teil von Lebensqualität dann wohl auch in Zukunft am neuen Indoor-Schwimmbad nicht geben. Schade, oder denke ich zu nostalgisch?

Kommentare (8) Schreibe einen Kommentar

    • Stefan M. Schäfer
    • 03.09.20, 19:50 Uhr

    Keine Sauna, kein Außenbecken und mit grösster Wahrscheinlichkeit sind ähnlich kühle Wassertemperaturen auch im neuen Hallenbad zu erwarten. Man schreckt hier also vor allem zurück, was andere Bäder erfolgreich macht. Oder sollte ich es so ausdrücken: Man geht hier weiterhin den Weg, den viele mögliche zahlende Gäste von einem Besuch im Wermelskirchener Hallenbad abhält. Dem in einer Wermelskirchener FB Gruppe dazu angeführten Begriff schliesse ich mich demnach an. “Totgeburt”

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    • EDV-Schrauber
    • 04.09.20, 8:26 Uhr

    Die begrenzten finanziellen Mittel der Stadt mögen durchaus ein valides Argument gegen ein großzügig ausgebautes Hallenbad sein. Aber der jetzt nahezu beschlossene Ersatzbau ist ein um jegliches Alleinstellungsmerkmal entschlacktes Grundgerüst. Was übrig bleibt ist ein letztendlich ein Lernschwimmbad.

    Ich weiß offen gesagt nicht, inwiefern eine solche Minimalversion noch attraktiv für Badegäste ist, erst recht nicht für Familien mit Kindern. Zumal es sich im Vergleich zum jetzigen Hallenbad ja noch um eine funktional verschlechterte Version handelt.

    Ich bin sehr skeptisch!

    Mit freundlichem Gruß
    -EDV-Schrauber-

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    • Mike Galow
    • 04.09.20, 9:18 Uhr

    Vielleicht muss hier mal klargestellt werden, dass Herr Marner keineswegs das Außenbecken gestrichen hat, so wie man es anhand des Artikels in der Bergischen Morgenpost vermuten könnte. Herr Marner hat genau das umgesetzt, was die Politik als Vorgabe verabschiedet hat. In den ersten Sitzungen des Fachausschusses war das Außenbecken ein Thema, wobei schnell klar wurde, dass man die angepeilte Maximalsumme für das neue Bad reißen würde. Also wurde das Außenbecken gestrichen. Herr Platt hat in der letzten Sitzung nur noch mal nachgefragt, warum das Außenbecken weggefallen ist und Herr Marner hat geantwortet.

    Einer der ersten Schritte der Planung war die Erstellung eines Gutachtens. Dort wurde sehr schön erläutert, warum ein Spaßbad in Wermelskirchen keinen Sinn machen würde und dass die Stadt auf ein reines Sport- und Schulbad setzten sollte. Das wurde dann auch so vom Fachausschuss beschlossen und von der Stadtverwaltung umgesetzt. Daher ist die Annahme einer Totgeburt reine Polemik ohne Hintergrundwissen.

    Es war auch von vorne rein klar, dass auch das neue Hallenbad weiter ein Zuschussbetrieb bleiben wird. Der Gedanke, das Hallenbad könnte sich selber tragen, ist reine Fantasie. Das Bad müsste dann einen jährlichen Gewinn von mindestens 300.000 € machen.

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      • EDV-Schrauber
      • 04.09.20, 12:00 Uhr

      Es geht ja auch nicht darum, dass Herr Marner nach Diktatorenart irgendetwas gestrichen hätte, sondern er muss ja die Vorgaben der Politik umsetzen. Aber die Vorgaben sind in den Augen vieler Bürger eben Scheiße.

      Wir brauchen hier nicht darüber diskutieren, ob ein Spaßbad, wie es sich viele kleine Kuhdörfer in der Ostzone nach der Wiedervereinigung gegönnt haben, hier sinnvoll wäre. Die sind ja auch alle wieder zu. Ob diese absolute Minimallösung aber akzeptiert und angenommen wird bleibt fraglich.

      Ein Hallenbad für eine Stadt wie Wermelskirchen ist und wird auch immer ein Zuschussgeschäft bleiben, das steht nicht zur Debatte. Aber es sollte dann trotzdem eine möglichste breite Masse an Bürgern erreichen.

      Mit freundlichem Gruß
      -EDV-Schrauber-

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    • Grauganz
    • 04.09.20, 10:08 Uhr

    “Der Beigeordnete lehnt Wunsch aus der Politik ab: Es wird kein Außenbecken geben.” So zu lesen in der Bergischen Morgenpost. Was soll der kommunalpolitisch durchschnittlich informierte Bürger denn anderes aus diesem Artikel herauslesen, als im obigen Leserbrief geschehen, Mike Galow? Mitunter ist nicht nur die Kommunalpolitik unklar, sondern vor allem auch die Berichterstattung über dieselbe.

    Wolfgang Horn

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    • Mike Galow
    • 04.09.20, 10:36 Uhr

    Daher mein Verweis auf die Bergische Morgenpost im ersten Satz.

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    • Stefan Janosi
    • 04.09.20, 12:53 Uhr

    Leider können solche Großprojekte keine Wunschkonzert sein. Bei der Planung müssen sowohl die Förderbedingungen, als auch finanzielle Möglichkeiten und die zur Verfügung stehende Fläche berücksichtigt werden. Das nun vorliegende Konzept ist keinesfalls eine Minimallösung. Das Sport- und Kurs-/Lehrschwimmbecken sind aus Edelstahl. Das ist letztlich recycelbar und hat einen geringen Reinigungsaufwand. Das Sportbecken ist abgrenzt vom Kursbecken mit einer Glaswand, so dass es für Schwimmer ruhiger wird. Das Wasser im Kursbecken wird auf bis zu 32 Grad erhitzt, die Luft hat dann 34 Grad. Daran schließt sich noch ein Kinderbecken an. Alle mir vorliegenden Zahlen zeigen das Schwimmbäder mit deutlich mehr Möglichkeiten von Städten in der größe von Wermelskirchen finanziell nicht tragbar sind. Ich kann mir nicht vorstellen das die Bürger hohe Dauersubventionen für eine Hallenbad bezahlen, und dafür vielleicht auf wichtige infrastrukturelle oder andere Projekte des Gemeinwohls verzichten wollen. Insofern sind die bisherigen Planungen ein gelungener Kompromiss.

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      • EDV-Schrauber
      • 04.09.20, 15:42 Uhr

      Alles was Sie schreiben ist richtig und zweifele ich auch nicht an. Sie mögen damit Recht haben, dass das neu geplante Bad in der jetzigen Form für die Stadt einen optimalen Kompromiss darstellt. Aber darum geht es überhaupt nicht.

      Wenn ich als Bürger ins Hallenbad gehen möchte, dann habe ich unterschiedliche Wünsche oder Ansprüche. Wasser im Becken? Ja gut, ist drin. Sauna? Geht nicht, kein Geld. ‘Ne Rutsche? Kein Geld. Außenbecken? Kein Geld. Womöglich mit Sole? Geht erst recht nicht, kein Geld.

      Am Ende rentiert sich das Bad umso mehr (oder eigentlich um so weniger schlecht), je mehr Leute ich da rein bekomme. Also werden letztendlich die Badegäste mit den Füßen abstimmen.

      Ganz davon abgesehen: ein Edelstahlschwimmbecken wird da wohl eher weniger den Ausschlag geben.

      Mit freundlichem Gruß
      -EDV-Schrauber-

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