Was ist Freiheit?

Ein Wort zum Montag, dem 11. Mai 2020 

VON CORNELIA SENG

Und? Was haben Sie am 8. Mai, dem Tag der Befreiung von der Nazi-Herrschaft, gemacht? Nein, wir Deutschen haben keinen Sieg zu feiern, wir wurden von anderen befreit. 

Ich habe einen Ausflug zur Gedenktafel für Adam von Trott zu Solz in Kassel-Warteberg gemacht. “Geburtsjahr 1909, Sterbejahr 1944 – Er starb für die Freiheit”, steht darauf. Zusammen mit Freunden im “Kreisauer Kreis” hat er schon früh Pläne für ein demokratisches Deutschland gemacht. Graf von Stauffenberg, der das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 auslöste, war sein enger Freund. Am 26. August 1944 wurde von Trott zu Solz in Berlin hingerichtet. Er hatte schon früh den Traum von einem Europa in Frieden und Freiheit.

Doch was ist Freiheit?

Heute fühlen sich manche in ihrer Freiheit eingeschränkt durch die Verordnung einer Mund-Nasen-Maske und durch die Abstandsregeln. Sie sehen ihre Freiheitsrechte bedroht. 

Woher nimmt “Freiheit” ihre Maßstäbe? Ist es Freiheit, wenn ich machen kann, was ich will?

Meine Freiheit endet an der Freiheit des anderen, heißt es. Ohne Liebe wird Freiheit zum Egoismus. 

“Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht und jedermann untertan.” Das ist die zentrale These in der Schrift “Von der Freiheit eines Christenmenschen” von Martin Luther. Ein freier Herr und ein dienstbarer Knecht, beides zugleich. In diesem Paradox besteht das Christsein. 

Den nächsten und übernächsten meiner Mitmenschen muss ich schützen. Die Nächstenliebe nimmt die momentanen Einschränkungen der persönlichen Freiheit in Kauf. Und sie hält die Sehnsucht nach demokratischen Rechten für uns alle wach. 

Neue rechte Ideologien erkennt man gut an ihrem Egoismus: Immer geht es um die eigene Freiheit, das eigene Wohlbefinden, den eigenen Wohlstand.

Adam von Trott zu Solz wusste, dass er sein Leben riskiert für die Freiheit. Er hat es aus Liebe zu seinem Vaterland getan. Er wollte mithelfen, Deutschland von der Herrschaft der Nazis befreien.

Ich habe eine rote Rose abgelegt am Gedenkort für Adam von Trott zu Solz in Kassel auf dem Warteberg.

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