Da krieg’ ich Hals

VON WALTER SCHUBERT 

Das muss jetzt mal raus. Das Magengeschwür tobt von links nach rechts, der Hals wird ganz dick und so viel Alkohol habe ich nicht im Haus, um mir diese Geschichte schön zu trinken.

Da erreicht uns eine Information / Einladung des Marketing Vereins WiW. Es geht um eine Veranstaltung am 29.02.2020. „Neue Impulse für Ihre Zukunft“ heißt das Motto. Geplant ist der erste Unternehmertag in Wermelskirchen. Neue Kontakte knüpfen, sich austauschen, das eigene Unternehmen vorstellen, Workshops und Vorträge besuchen. Gute Idee, prima Sache und sicher einen Versuch wert.

„Wertvolle Impulse“ sollen vier Referenten liefern. Ganz besonders angekündigt wird in diesem Zusammenhang der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der FDP, Christian Lindner. Fett und kursiv ist der Name in der Einladung gedruckt, als ob es sich um etwas ganz Besonderes oder ganz Wichtiges handelt. Das ist der Punkt, wo der Hals anschwillt und ich mich ungläubig schütteln muss. Es ist ja bekannt, dass Herr Lindner neben seinen politischen Ämtern ein schönes Zubrot durch Vorträge und Reden erzielt. Mir ist es völlig rätselhaft, dass man freiwillig, ohne Not und Druck Geld für so einen Vortrag bezahlt. Aber es ist ja ein freies Land.

Nun kommt er also in seine alte Heimat nach Wermelskirchen. Auf Nachfrage teilte mir WiW mit, dass Herr Lindner ohne Bezahlung auftreten wird. Das kann ich glauben, muss ich aber nicht. Es ist ja ein freies Land.

Auf die Frage, was Herrn Lindner denn an Kenntnissen und Vorbildung mitbringe, was ihn auszeichnet, um den Unternehmern wertvolle Tipps zu geben – diese Frage blieb unbeantwortet.

Wer es nicht weiß, schaue mal kurz auf Wikipedia nach. Dort wird der Lebensweg des Herrn Lindner gut beschrieben. Selbstständigkeit bereits zur Schulzeit, jüngster Abgeordneter usw. Er war gut darin, Fördermittel zu generieren und in den Sand zu setzen. Ob er diese zurück gezahlt hat, ist nicht bekannt, also eher unwahrscheinlich. Als es mit richtiger Arbeit nicht funktionierte, ging er in die Politik. Tolle Idee! Das ist ja die Berufsgruppe, die nun wirklich keinerlei Vorbildung und keinerlei Kenntnisse notwendig macht. Während von jeder Sekretärin und jedem kleinen Sachbearbeiter Fremdsprachen-, Computer- und Fach- und Sachkenntnisse und bestimmte schulische Abschlüsse erwartet werden (natürlich mit Beleg und Zeugnis!), ist eine politische Karriere auch mit absoluter Ahnungslosigkeit möglich. Wer die richtigen Kontakte und Beziehungen hat, sich gut darstellen und vermarkten kann, wer gut in freier Rede ist, wer Verantwortung talentiert umschifft, in Deckung geht und wieder auftaucht, hat gute Chancen. Hilfreich ist auch das Mäntelchen und das Fähnchen in den aktuellen Wind zu hängen. Nun, dieser „erfolgreiche“ Unternehmer – sorry Politiker – soll nun auf dem Unternehmertag den Einzelhändlern und Selbstständigen die Welt erklären? Er soll uns erklären, wie es geht und wie wir es richtig und erfolgreich machen? Gerade hat er sich in der „Thüringen-Affäre“ bewährt und einen Namen gemacht. Und der weiß also, wie es geht? 

Nein, vielen Dank, da kann ich nicht hingehen. Das würde schief gehen. Der Vortrag mag ja kostenlos sein, aber er ist auf jeden Fall umsonst.

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

    • Mike Galow
    • 22.02.20, 15:46 Uhr

    Der WiW zeigt deutlich, dass das nötige Fingerspitzengefühl abhanden gekommen ist. Es macht vielmehr den Eindruck, dass hier unterschwellig Wahlkampfhilfe für die örtliche FDP geleistet wird. Aber bis zum 29. ist ja noch was Zeit. Vielleicht bekommt Herr Lindner einen heißen Empfang, den er nicht mehr so schnell vergessen wird!

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      • Andreas Müßener
      • 22.02.20, 20:24 Uhr

      Lindner war ja mit dem Deal mit der Höcke AfD anfangs einverstanden. Ein Tag später fährt er nach Thüringen um seinen Posten zu retten. 😀 Absolut unglaubwürdiger Politiker. Mit der Wahlkampfhilfe sehe ich genauso. Die FDP Wermelskirchen macht in Bezug auf Lindner eine sehr schlechte Figur. Der Ministerpräsident möge doch bitte aus der FDP ganz austreten und der Chef, der selbst das OK vorgibt, darf dann aber fleißig Stimmen hier vor Ort einsammeln. Meine öffentliche Anfrage zu dem Thema blieb von der FDP ja unbeantwortet. Das war klar.

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    • Thielo
    • 23.02.20, 12:53 Uhr

    Der Vorsitzende einer politischen Randgruppe, die nicht einmal davor zurückschreckt mit Nazis zu kuscheln („wer uns wählt, darauf haben wir keinen Einfluss „), um Posten zu ergattern, der immer weiß, was andere falsch machen, aber gerne kneift und andere vorschickt, wenn’s ans Eingemachte geht (NRW, Berlin), der außer Schwätzen (rhetorisch top!) nichts drauf hat und für die Gesellschaft in seinem Leben bisher nichts Produktives geleistet hat, will bergischen Unternehmern Impulse für ihre Zukunft geben?! Herzlichen Glückwunsch! Da hat WiW voll ins Schwarze getroffen. Armes Deutschland!

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