“Jahrtausendkatastro­phe”

Der bergische Wald in Gefahr

Rheinisch-Bergischer Kreis | Eine Million Festmeter Nadelholzwald im Bereich des Waldbauernverbandes Rhein-Berg und Leverkusen sind geschädigt, der Preis hat sich aufgrund des Überangebots halbiert, viele Waldbauern sehen ihre Existenz bedroht. Der Bergische Wald durchlebt eine schlimme Krise. Das berichtet der Kölner Stadt-Anzeiger.

Ursache seien die beiden heißen Sommer und der Borkenkäferbefall. Statt bunter Herbstblätter biete der Bergische Wald dem Betrachter an ganzen Berghängen ein fahl-braunes Antlitz. Auch entlang vieler Straßen müssen die Bäume gefällt werden. 

Betroffen sind vor allem die Nadelbäume, allen voran die Fichten, die sich nicht mehr gegen den Borkenkäfer zur Wehr setzen können. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Mit diesen Worten zitiert der Stadt-Anzeiger Gerd Willms, den Geschäftsführer des Waldbauernverbandes Rhein-Berg und Leverkusen. Waldbesitzer wie Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein sprächen von einer „Jahrtausendkatastrophe“.

„Geschädigt sind eine Million Festmeter Nadelholz, nur 600 000 Festmeter können abgesetzt werden. Der Rest bleibt liegen“, bilanziert Willms für seinen Bereich. Das Überangebot drücke den Preis, der Schädlingsbefall senke die Holzqualität. Bringe der Festmeter Fichtenholz in normalen Jahren 90 bis 95 Euro, könne man jetzt nicht einmal mehr die Hälfte verlangen. 

Sayn-Wittgenstein bewirtschaftet 900 Hektar Wald – 60 Prozent Nadel-, 40 Prozent Laubwald. In seinen Wäldern seien 20 Prozent der Fichten tot. Waldbauern wirtschafteten nachhaltig, so Sayn-Wittgenstein. Geschlagen werde nur so viel wie auch nachwachse. Jetzt sei er gezwungen, den Jahreseinschlag von 5000 Festmeter auf 20 000 bis 25 000 Festmeter zu erhöhen – Holz, das in den nächsten Jahren fehle.

Das Land NRW stellt den Waldbesitzern Finanzmittel in Höhe von 6,2 Millionen Euro zur Verfügung. Damit sollen die Aufarbeitung befallenen Holzes, die Errichtung von Holzlagerplätzen und der Abtransport von Schadhölzern aus dem Wald unterstützt werden. Daneben werde Geld für Wiederaufforstungen bereitgestellt. In den kommenden zehn Jahren sollen nach Angaben des Landesumweltministeriums dafür 100 Millionen Euro eingesetzt werden. Aufgeforstet werden soll in erster Linie Mischwald. 

Waldbauernchef Willms hegt Zweifel, denn „für kleine Waldbauern, die nur über wenig Land verfügen, ist es schwierig, überhaupt an die Mittel heranzukommen.“ Die Auflagen seien zu hoch. 

Zudem müßten Waldbauern gefährdete Bäume am Rand von öffentlichen Straßen eigene Kosten entfernen lassen, was angesichts des Massensterbens der Bäume und der hohen Auflagen zur Verkehrssicherung plötzlich finanziell bedrohlich werde.

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