Camino Santiago – Zweite Jahresetappe

Es ist soweit, heute geht es nach Spanien, um meinen Camino Santiago 2018 bis 2020 mit der 2. Jahresetappe fortzusetzen.

Die letzten Wochen hielten für mich ein Kontrastprogramm bereit. Zwölf Tage Niederlande mit vierzehn Menschen mit einem kognitiven Handicap im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit. Den Tod eines Bewohners des Wohnhauses, in dem ich tätig bin. Vier Tage Erholung in der Nähe von Schwerin, bei einem Freund und seiner Familie. – Einem Freund, den ich 2012 auf den Camino Frances kennen lernen durfte.

Letztes Wochenende dann der CSD, der Christopher Street Day in Köln. Wir, die Mitglieder von “Be Yourself“, ein frisch gegründeter Verein für genderspezifisch Verfolgte – sprich: für Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Veranlagung verfolgt werden -, nahmen an der Parade teil und standen für ihre Rechte ein. 

Man könnte aus deutscher, aus westeuropäischer Sicht meinen, für LGBTI-Menschen sei alles gut. Was soll das Ganze noch? – Nein, leider ist nicht alles gut. Erst vor kurzem hat Saudi-Arabien vier Menschen wegen ihrer Homosexualität hinrichten lassen. In Istanbul wurde die CSD-Parade mit Tränengas aufgelöst. In Russland und Tschetschenien sehen sich Menschen, die LGBTI sind, der Verfolgung ausgesetzt, sind mit dem Tod bedroht. In 37 Staaten unserer Staatengemeinschaft sehen sich LGBTI-Menschen immer noch der strafrechtlichen Verfolgung ausgesetzt. Jüngst machte das Sultanat Brunei Schlagzeilen, weil der Sultan das Gesetz verschärfte und für gleichgeschlechtliche Liebe die Todesstrafe einführte.     Es wurden Flugblätter verteilt, auf denen einige Mitglieder von “Be Yourself” ihre Geschichte kurz angerissen haben und fordern, dass es keine Abschiebung von geflüchteten LGBTI mehr stattfinden und sie als Flüchtlinge anerkannt werden.

Doch auch bei uns in Deutschland ist noch längst nicht alles gut. – Solange es Politiker in Bund, Land und Kommune gibt, ja, auch in unserer Stadt, die gegen LGBTI-Menschen reden und hetzen, öffentlich bedauern, dass der Strafrechtsparagraph 175 abgeschafft wurde und damit unausgesprochen die Wieder-Einführung fordern, solange es Politiker gibt, die die Erfassung von LGBTI-Menschen durch den Staat fordern, solange müssen wir für unsere Rechte kämpfen.

Und nun geht es endlich wieder auf den Camino Santiago. Auf den Pilgerweg, der mich erdet, auf dem ich mich auf mich konzentriere.

Heute geht es zunächst nach Bilbao, wo ich sicherlich zum Tapas essen in die Markthalle gehen werde. Morgen geht es dann mit dem Bus weiter nach Santo Domingo de Calzada, meinem Startpunkt. Meine diesjährige Etappe wird mich über 303 Kilometer bis nach Astorga führen, aufgeteilt in 12 Tagesetappen. Der Rucksack wiegt ohne Wasser 8,5 Kilogramm und damit nur leicht über den empfohlenen 10% des eigenen Körpergewichts. Im Schnitt werde ich täglich 25 Kilometer laufen.


www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/das-queer-lexikon-wofuer-steht-lgbtiwww.amnesty.ch/de/themen/diskriminierung/lgbti#H

Hier ein Link zu einer Karte, die die Situation von LGBTI_Menschen zeigt: www.boell.de/sites/default/files/sexual-orientation-laws.jpg?dimension1=ds_lgbti_17_de


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