Neu: Stylischer Jugendbereich in der Stadtbücherei

Von Wolfgang Horn

Wermelskirchen | Einen neuen Jugendbereich hat die Stadtbücherei Wermelskirchen mit Hilfe einer 80%-igen finanziellen Förderung durch das Land einrichten können. Einige Stellwände mußten in der lichtdurchfluteten ehemaligen Industriehalle der Katt umgestellt werden, so daß nunmehr eine freie Fläche neben dem Vortragssaal jugendliche Besucher in die Stadtbücherei lockt.

Einige Sitzsäcke laden ein zum Chillen und Rumfläzen. Die Betonsockel der eisernen Hallensäulen werden durch einfache, bunte Sitzkissen zur Sitz- und Lesegelegenheit. Platz für Rucksäcke, Schulranzen, Mützen oder Schals gibt es reichlich. Eine kleine Spielekonsole verführt zum Gamen, bietet aber auch etwa lehrreiche Ratespiele. In den Regalen rund um den Jugendbereich findet man, natürlich, Jugendliteratur, Wissenswertes zwischen Buchdeckeln sowie DVDs für verschiedene Konsolen und Spiele für die Gamer.

Insgesamt vier Schulklassen aus Gymnasium, Real- und Sekundarschule, alles in allem etwas mehr als 100 Schülerinnen und Schüler der Klassen sieben bis neun haben am Donnerstag aus Anlaß der öffentlichen Vorstellung des neuen Jugendbereichs an einer „Lese-Show“ in der Stadtbücherei teilgenommen. Der Schauspieler, Entertainer, Buchexperte und Leseförderer Frank Sommer aus Berlin hat die bergischen Mädchen und Jungen mit Verblüffendem zum Thema „Lesen“ konfrontiert, sie zum öffentlichen Vorlesen ermuntert, alleine oder gemeinsam mit anderen, und in ein unterhaltsames „Buch-Karaoke“ verwickelt.

Mehr als sechs Stunden liest der Mensch von heute pro Tag. Keineswegs überwiegend Zeitungen, Zeitschriften, Bücher oder gar Plakate, Flublätter oder Litfaßsäulen. Smartphones, Tablets oder Computer liefern heute ebenfalls Leseanlässe in Hülle und Fülle. Die kulturpessimistische Jeremiade, die Kulturtechnik des Lesens und Schreibens werde vom Konsum audiovisueller Medien verdrängt oder verliere wegen der Computer, Smartphones und der Digitalisierung der ganzen Gesellschaft an Bedeutung, läßt sich keineswegs halten. Der Mensch von heute liest anders und anderes, vielleicht schneller als früher, womöglich weniger lange Texte und die mit etwas weniger Geduld. Soweit eine derartige Verallgemeinerung überhaupt statthaft ist.

Der erste Beigeordnete der Stadt, Stefan Görnert, für Kultur und Bildung zuständig, an der Konsole im neuen Jugendbereich  mit Kathrin Ludwig, Leiterin der Stadtbibliothek Wermelskirchen

Umso wichtiger ist es für die Stadtbücherei, Jugendliche früh für den Besuch des Literaturtempels motivieren zu können. Spielerisch, locker, modern, mitsamt aller Medien, die junge Menschen faszinieren, aber bei weitem nicht mehr nur die. Entspannt geht es im Kulturtempel „Stadtbücherei“ zu, Internet ist Alltag, Bücher können auch digital ausgeliehen werden, über die „Onleihe“. In der Stadtbücherei erinnert nichts mehr an staubiges Papier zwischen den Buchdeckeln, nirgendwo gibt es den Hinweis „aufs gute Buch“. Die Stadtbibliothek findet ganz im Heute statt, zeitgemäß, unverkrampft, ganz ohne didaktischen oder gar kulturellen  Zeigefinger.

Die Bürger der Stadt können stolz sein auf einen hochmodernen Bildungstempel im zeitgemäß-stylischen Industrie-Outfit der „guten alten Zeiten“.

(Das Beitragsfoto zeigt die Buchtitel, die Frank Sommer für seine Lese-Show ausgesucht hatte.)

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