Forsa-Umfrage zu Hass im Netz bestätigt Existenz einer lauten Minderheit

Düsseldorf | Im Auftrag der Landesanstalt für Medien (LfM) hat das Meinungsforschungsinstitut erneut eine Umfrage zur Wahrnehmung von „Hassrede“ im Internet durchgeführt. Die Wahrnehmbarkeit scheint gestiegen, die Zahl der „Hassredner“ nicht. Das berichtet report-K, die Kölner Internetzeitung.

Egal ob in den so genannten „Sozialen Netzwerken“, in Microblogs wie Twitter oder in den Online-Kommentarspalten großer Medienseiten: Immer mehr Menschen sehen sich in ihrer Wahrnehmung mit Hassrede konfrontiert. In ihrer jüngsten Umfrage hat das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Forsa ermittelt, dass in diesem Jahr bereits 78 Prozent der Befragten Hasskommentare wahrgenommen haben. Das sind immerhin elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Gleichzeitig stieg die Zahl derjenigen, die sich aktiv gegen Hassrede engagieren, indem sie Gegenrede üben oder Hasskommentare melden. Unverändert blieb die Zahl derjenigen, die zugaben, selbst schon einmal Hasskommentare verfasst zu haben: So haben lediglich ein Prozent der befragten Internetnutzerinnen und -nutzer, die schon mal mit Hassbotschaften im Netz konfrontiert worden sind, auch schon selbst einmal einen Hasskommentar verfasst, so weitere Erkenntnisse der Umfrage.

Schlussfolgerungen der LfM

Die Ergebnisse machen aus Sicht der LfM deutlich, dass Hassrede die Wahrnehmung der Internetnutzerinnen und -nutzer immer weiter durchdringt: „Die Ergebnisse zeigen, dass wir viel Hetze, aber wenige Hetzer im Netz haben – dies zeigt uns aber auch, dass es eine Chance gibt, den zunehmenden Hass im Internet in den Griff zu bekommen. Die Ergebnisse sollten uns ermutigen, die Kommunikation im Netz zurückzuerobern, um es wieder zu dem Ort zu machen, der es sein sollte: geprägt von einer freien, offenen und konstruktiven Debattenkultur“, so Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW.

Interessante Fragen zum ersten Mal gestellt

Trotz der gestiegenen Zahl der Nutzer, die Gegenrede üben und trotz der offenbar gestiegenen Sensibilität, sind die Zahlen nicht pauschal zu definieren. Denn die Fragen, ob es mehr hetzerische als sachlich kommentierende Nutzer gebe, sowie die Frage, ob es im Netz mehr Hetz- und Hass- als Sachkommentare gebe, wurde mit dieser Umfrage zum ersten Mal abgefragt, lässt sich folglich nicht mit den Ergebnissen der Vorjahre vergleichen. Tatsache ist jedoch auch – und das bestätigen Recherchen der Redaktion -, dass hetzerische Kommentare in der Regel deutlich häufiger Reaktionen hervorrufen als Sachkommentare.

Trotz dieser Einwände sehen die LfM-Verantwortlichen mit Hoffnung in die Zukunft. „Maßnahmen wie die in unserem jüngsten Forschungsprojekt empfohlenen Steuerungsstrategien für Redaktionen sowie die Initiative Verfolgen statt nur Löschen erweisen sich als gute erste Ansätze, das destruktive und hetzerische ‚eine Prozent’ zurückzudrängen und Diskussionen wieder zu zivilisieren”, so LfM-Direktor Schmid abschließend.

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