Camino Santiago 2018 bis 2020 – Ein Tagebuch

Siebter Tag meiner Pilgerreise. – Von Jaca nach Arrés

Ich bin heute gegen 8 Uhr gestartet, wie die meisten meiner Mitpilger. Denn in der Herberge von Jaca versammelten sich gestern doch einige. In einem Vorort von Jaca traf ich Mitpilger aus Südafrika. Sie waren sehr gemächlich unterwegs und hatten bei weitem nicht den Schritt der anderen Pilger. – Wir wechselten einige Worte und daher weiß ich, dass das Ehepaar aus Kapstadt kommt. Er fand meinen Rucksack viel zu groß. Ich erklärte, dass ich auch Thermowäsche dabei habe, da ich ja schon über die Pyrenäen gepilgert sei und dort oben noch Schnee liege. Danach verabschiedete ich mich und ging meines Weges. Vor mir einige der spanischen Pilger aus der Herberge in Jaca. Wir trafen uns noch einige male heute.

Machtlos, Machtlosigkeit war heute irgendwie Thema. Ein Thema, das sich heute aufdrängte, da ich schlechte Nachrichten aus Wermelskirchen erhielt. – Schon gestern.

Mir wurde vom Vermieter einer meiner “Schützlinge” im Rahmen der Flüchtlingshilfe, der Initative “Willkommen in Wermelskirchen”, mitgeteilt, dass die Wohnung gekündigt werde und es keine weitere Chancen für den Betroffenen gebe. –  Und ich, mehr als tausend Kilometer entfernt, ohne die Chance, wirklich eingreifen zu können. Klar hatte ich Kontakt zum Vermieter und dem Klienten, um professionell zu sprechen. Wie man sich vorstellen kann, ist dieser jetzt natürlich in Panik. Ich muss aber schon sagen, es hat ausreichende Gespräche gegeben. Und klar, ich habe heute Morgen noch den einen oder andere informiert, mit der Bitte, sich des Problems anzunehmen. Mehr geht halt aus der Entfernung nicht. – Und ja, eigentlich kam es nicht unerwartet.

Denoch habe ich mich den ganzen Tag machtlos gefühlt. Ein unbefriedigenes Gefühl. Frustrierend und schwer auszuhalten. Und dennoch muß man es  auszuhalten. Ob man möchte oder nicht.

Also heute Morgen ging es gegen 8 Uhr in Jaca los. Durch eine schöne Landschaft, die auch einen Blick zurück bis auf die Pyrenäen zuließ. Schon merkwürdig, die weißen Berggipfel zu sehen und sich klar zu sein, über einen von ihnen gekommen zu sein.

Von der Stadt ging es 14 Kilometer ohne eine Kaffeebude nach Santa Cila. Die meiste Zeit in Nachbarschaft zu einer Nationalstraße. Im Dorf machte ich mit einigen Mitpilgern die obligatorischen Fotos und ging in die örtliche Bar auf einen Café con Leche.

Weiter nach Puenta la Reina de Jaca, wieder vor allem neben der Nationalstraße. Die Brücke zum Dorf mußte nicht überquert werden, da der Weg nicht an der anderen Uferseite des Rio Aragon verlief. Nach zwei weiteren Stunden entlang eines Bergrückens erreichte ich Arrés. Mir bot sich ein unglaublicher Panoramablick, wie einer der Hospitaleros sagte.

Die Aufnahme durch die beiden Hospitaleros war herzlich, auch wenn ich einen von beiden nur im Ansatz verstand. – Er srach nur Spanisch. Ich wurde sofort mit Wasser, Wein und Brot versorgt. Heute Abend gibt es Essen und morgen in der Frühe Frühstück. Alles gegen Spenden.

Einer der Hospitaleros zeigte mir den Weg zur örtlichen Bar und auf diesem Wege die kleine Kirche. Ein Kleinod, das ehemals zum Kloster San Juan de la Pena gehörte.  – Zum Kloster selbst bin ich heute nicht gegangen. Zum einen, da dies ein Umweg von 20 Kilometer gewesen wäre, zum anderen weil mir heute Morgen alles sagte: verzichte darauf. Nächstes mal! – Man muß sich auch das eine oder andere aufheben!

Morgen geht es von Arrés nach Ruesta, 18 Kilometer durchs Off. Hoffentlich bleibt es trocken und läßt der Wind nach. Es war den ganzen Tag über sehr windig. – Achso, und, wie Ihr seht, hatte ich hier doch WiFi. Wieder eine Fehlinfo meines Reiseführers.

Achso, für alle die die Lösung meines profanen Problems intressiert: Ich habe mich für die orangenen Socken entschieden!

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

  1. Deinem “Schützling” wird mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten geholfen. Alles wird gut. Irgendwie.

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  2. Du hättest die blauen Socken nehmen sollen. Auf manchen Farben macht es einfach Freude, wenn man drauf herum latscht.

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