Debatte über fehlende Kitaplätze vor vollem Haus

Rappelvoll war es gestern am späten Nachmittag in der Dabringhauser Mehrzweckhalle, als der Jugendhilfeausschuß dort tagte. Sehr viele Väter und Mütter hatten sich eingefunden, teils von Kleinkindern und Babies begleitet, ging es doch um die aktuell fehlenden Kindertagesstättenplätze in Wermelskirchen und die Pläne von Politik und Verwaltung.

Üblicherweise dürfen von den Zuschauerrängen aus keine Fragen gestellt oder Wortbeiträge geleistet werden, wenn der Rat tagt oder ein Ausschuß berät. Die Kleinkinder hielten sich gestern nicht an diese Regel. Sie krähten mitunter lauthals ihren Protest ins weite Rund, auch wenn man dies nicht direkt als „Wort“Beitrag werten konnte.

Denn immerhin fehlen aktuell mehr als 200 Betreuungsplätze in der Stadt. Ausschußvorsitzender Michael Schneider zuckte nur mit den Schultern, als er eingangs der Debatte sagte, niemand wisse so genau, wie es zu einem solchen Fehlbedarf komme, verfüge die Verwaltung doch mittlerweile über vergleichsweise gute Prognoseinstrumente. Noch im vergangenen Jahr habe sich die Lage nicht derart dramatisch dargestellt wie derzeit. Zudem befinde sich Wermelskirchen in guter Gesellschaft, denn auch andere vergleichbare und auch größere Städte könnten nicht genügend Kitaplätze für eine steigende Kinderzahl anbieten. In Remscheid beispielsweise fehlten derzeit mehr als 700 Plätze.

Die Kita Jörgensgasse soll nun reaktiviert werden und zwei neue Kindergärten sollen an der Eichholzer Straße und in Hilfringhausen entstehen. Das legten der Erste Beigeordnete der Stadt, Stefan Görnert, und Andreas Voß vom Amt für Jugend, Soziales und Sport den Ausschußmitgliedern sowie den Zuschauern dar. Für die beiden neuen Einrichtungen sucht die Stadt Investoren, bei denen der jeweilige Träger die Räume anmieten könnte. Das würde der Stadt Kosten von je 2,16 Millionen Euro ersparen.

Fraglich bleibt, ob all dies ausreichen wird, den gestiegenen Bedarf an Betreuungsplätzen zu decken oder ob nicht auch weiterhin sehr viele Eltern vergeblich auf einen Kitaplatz für ihre Kleinsten warten müssen. Der Bedarf sei entgegen der ursprünglichen Planung gestiegen, weil immer mehr Menschen nach Wermelskirchen zögen, junge Familien vor allem. Das seien mehr Zuzüge als Abgänge aus der Stadt. Zudem wirke sich die relativ große Anzahl von Migranten aus sowie die gestiegene Geburtenrate.

In den Medien sowie sozialen Netzwerken hatte es in den letzten Wochen kübelweise Kritik an der Verwaltung und dem Anmeldesystem für Kindertagesstätten, Little Bird, gegeben. Denn Eltern, die ihr Kind schon vor Monaten angemeldet hatten, bekamen dennoch keinen Platz zugewiesen. Die Verwaltung reagiere nicht schnell genug auf den sich zeigenden Bedarf, hieß es.

Bleibt am Ende nur die Frage, ob sich mit dem Neubau der geplanten Kindergärten auch genügend qualifiziertes Personal finden wird.

Hier der WDR-Beitrag aus der gestrigen Lokalzeit Bergisches Land:

https://youtu.be/UtnRNjwNyFc

(Beitragsbild: Der Wermelskirchener Beigeordnete Stefan Görnert im WDR-Interview)

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