ÜBER TYRANNEI – SCHAU NICHT ZU: ZWANZIG LEKTIONEN FÜR DEN WIDERSTAND

So war eine Veranstaltung der Volkshochschule Bergisch Land überschrieben, in der in drei Etappen Armin Himmelrath, freier Journalist mit dem Schwerpunkt Bildung und Wissenschaft aus Wermelskirchen, mit dem Politikdozenten Dirk Boß ein Büchlein des Professors für Osteuropäische Geschichte an der Yale-University, Timothy Snyder, mit dem Titel: Über Tyrannei. Zwanzig Lektionen für den Widerstand, vorstellten, aus ihm lasen und miteinander und dem Publikum diskutierten.

Nach Burscheid und Leichlingen fand heute die dritte Etappe in den Bürgerhäusern statt. Können Einzelne etwas tun in der Situation einer entstehenden Tyrannei? Wie kann man Widerstand leisten und wie muß man sich rüsten? Wir können wir heutzutage aus den Erfahrungen jener Menschen lernen, die den Untergang der Demokratie in Europa und das Aufkommen des Faschismus erlebt haben? Anhand solcher Leitfragen haben sich die beiden Dozenten einzelne Thesen, einzelne Kapitel des nicht sehr umfänglichen und im Beck-Verlag erschienenen Bändchens ausgesucht.

Und offenbar haben die beiden die richtigen Schwerpunkte ausgewählt. Denn es entspann sich eine muntere Debatte der 15 Besucher dieser Lesung. Da ging es um Medienkompetenz und Digitalisierung, um politische Bildung in den Schulen und um journalistisches Ethos, um die Sprache in der politischen Kontroverse, um die Behandlung von Flüchtlingen heute und unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, um das Internet und Facebook, um die Stärkung des Selbstbewusstseins von jungen Menschen und das Ehrenamt sowie schließlich um die Notwendigkeit, sich einzumischen in die Verhältnisse, teilzuhaben an der Politik, mitzuwirken an Debatten, einzutreten in Parteien, Verantwortung zu übernehmen.

Ja, man kann, man muß etwas tun, wenn von „Lügenpresse“ die Rede ist, wenn die Gesellschaft gespalten werden soll, wenn Ressentiments bedient werden, wenn die Unwahrhaftigkeit Platz greift. Man muß aktiv werden, lesen, sich informieren, die kritischen Fähigkeiten schärfen, Medienkompetenz erwerben, sich falscher Sprache entgegenstellen.

Eine Debatte, wie Armin Himmelrath abschließend meinte, wie in einem Salon. Durchaus mit unterschiedlichen Akzenten, mitunter kontrovers, immer aber respektvoll, gründlich, sachlich und nachdenklich. Sozusagen das Gegenteil sattsam bekannter Krakeelerei vor allem in Zeiten des Wahlgetöses. Vielleicht der Auftakt zu einer offenen Gesprächsrunde, veranstaltet von der Volkshochschule, die sich regelmäßig, dem Salongedanken verpflichtet, dem niveauvollen Gespräch zu politischen, gesellschaftlichen oder kulturellen Fragestellungen verschrieben sieht, die den klugen Streit befördert, die Kultur der Debatte, die Lust an unterschiedlichen Positionen.

Ach ja, in der Buchhandlung van Wahden am Markt in Wermelskirchen ist das Büchlein von Timothy Snyder noch zu haben, für zehn Euro:

Timothy Snyder, Über Tyrannei. Zwanzig Lektionen für den Widerstand, 127 Seiten, München 2017 (Beck-Verlag).

Und für fünf Euro gibt es den auch in die Debatte passenden Band für „Demokratieretter“:

Jürgen Wiebike, Zehn Regeln für Demokratie-Retter, 111 Seiten, Köln 2017 ( Kiepenheuer & Witsch-Verlag)

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Marga Ottersbach-Hilger
    • 19.09.17, 8:32 Uhr

    Guten Morgen, das hört sich sehr interessant an. Ich bedauere, nicht dabei gewesen zu sein.

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    • Marga Ottersbach-Hilger
    • 19.09.17, 8:50 Uhr

    Guten Morgen, das hört sich sehr interessant an, schade dass ich nicht dabei war.

    Antworten

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