Studie: Der typische Ratsherr in NRW ist männlich, gebildet und kein Abzocker

Der Bochumer Sozialwissenschaftler Professor Jörg Bogumil hat eine der größten Befragungen von Rats- und Kreistagsmitgliedern in Deutschland durchgeführt. Diese über 80 Seiten starke Expertise „Das kommunale Ehrenamt in NRW” wurde am Mittwoch dem Düsseldorfer Landtag zugeleitet. Die Studie gibt Aufschluss auch über Bildung und Alter der Kommunalpolitiker.

Hier einige Ergebnisse der Untersuchung:

In den 396 Kommunen in NRW engagieren sich rund 20.000 Männer und Frauen für ihre Städte, Gemeinden und Kreise. 

Obwohl 70 Prozent der Mandatsträger erwerbstätig oder selbstständig sind, opfern sie viel Zeit für ihr kommunales Ehrenamt: Der mittlere Aufwand wird in den Städten mit knapp 33 Stunden im Monat angegeben, in den Kreisen mit etwa 30 Stunden etwas weniger. Die meiste Zeit opfern mit durchschnittlich fast 57 Stunden die Fraktionschefs in den einwohnerstärksten Städten. 

Mehr als die Hälfte aller befragten Mandatsträger ist auch noch an anderen Stellen wie Sportvereinen, Kirchen oder Verbänden ehrenamtlich tätig.

Der typische kommunale Mandatsträger in NRW ist über 55 Jahre alt, männlich und hoch gebildet. Der Frauenanteil ist mit weniger als 30 Prozent in den Städten (26,7) und Kreisen (29,4) immer noch sehr gering. Die Kommunalpolitik lebe aber davon, dass sich beide Geschlechter in den Räten ebenso repräsentiert sähen wie die verschiedenen Alters- und Berufsgruppen, sagte Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) der Deutschen Presseagentur. „Die Mischung machts.”

Immer mehr Räte sind Akademiker. Dieser Trend verstärkt sich in den jüngeren Altersgruppen. Andere Berufsgruppen seien in Zukunft aller Voraussicht nach noch weniger vertreten, prognostizierte Professor Bogumil. Schon jetzt haben Zwei Drittel der Mandatsträger Hochschulreife und mehrheitlich auch einen Hochschulabschluss. Erheblich unterrepräsentiert seien Schüler, Studenten, Berufseinsteiger und generell Mandatsträger zwischen 30 und 40 Jahren „in der sogenannten Rush Hour des Lebens, in der man eine Familie gründet und sich beruflich etabliert”, heißt es in dem Gutachten.

Die Räte in den nordrhein-westfälischen Städten und Gemeinden sind keine Abzocker. Die meisten ehrenamtlichen Mandatsträger nutzen weder Freistellungsregelungen noch machen sie Verdienstausfall geltend. Nur 15 Prozent aller Mandatsträger nutzen die gesetzlichen Möglichkeiten, Verdienstausfälle zumindest teilweise auszugleichen. „Beim Verdienstausfall bleibt dem Steuerzahler Einiges an Kosten erspart”, bilanziert der Bochumer Sozialwissenschaftler in seinem Gutachten. Die Befragung von fast 2300 Mandatsträgern aus 44 NRW-Kommunen widerlege das Vorurteil, „Mandatsträger würden sämtliche Vorteile beziehungsweise Kompensationen ausnutzen”. Es werde nur in Ausnahmefällen beklagt, dass der Arbeitgeber die Freistellung für die Ratsarbeit verweigere. Allerdings sei von subtilem Druck berichtet worden und auch von Rücksicht auf Arbeitskollegen.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.