Der große runde Tisch

In einem großen Carré tagte heute Abend der “Runde Tisch zur Flüchtlingshilfe” im Wermelskirchener Rathaus. 28 Menschen hatten sich versammelt, um unter der Leitung von Bürgermeister Rainer Bleek mit dem Ersten Beigeordneten Stefan Görnert, der Beauftragten für Demographie und Inklusion, Frau Beyer, sowie der Leiterin des städtischen Sozialamtes, Tanja Dehnen, für Flüchtlingsangelegenheiten in der Verwaltung zuständig, über zusätzliche und individuelle Hilfen im Lern- und Ausbildungsprozess von Flüchtlingen in Wermelskirchen zu beraten.

Es trafen, wie es immer so ist bei runden Tischen, Welten aufeinander. Die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer von “Willkommen in Wermelskirchen”, die nah dran sind an den Flüchtlingen, sie gut kennen, ihnen unmittelbar zur Seite stehen, sie begleiten, ihre Behördenbriefe lesen, ihnen Telefonrechnungen erläutern oder Mietverträge, Tag für Tag. Und die Vertreter der Arbeitsverwaltung, vom Integration Point, der Volkshochschule Bergisch Land, der Industrie- und Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft, des kommunalen Integrationszentrums oder des Amtes für Integration und Inklusion bei der Kreisverwaltung in Bergisch Gladbach. Zudem waren die Vertreter von SPD, CDU, WNKUWG, dem Bürgerforum und Bündnis90 / Die Grünen anwesend. Zwei Welten. Institutionen, Verwaltung, Bildungseinrichtungen, Arbeitgeber, Kammern. Mit Bürokratie, mit Regeln, mit Gesetzen, Zwängen. Und die Helfer. Mit Empathie und Leidenschaft, mit Aufopferung, mit Ideen.

Der Befund der Helfer ist, daß mittlerweile nicht mehr nur die Unterkunft im Vordergrund stehen, die Deutschkurse oder die ersten Integrationsmaßnahmen. Bei jenen, die eine Ausbildungsstelle ergattert haben, einen Praktikumsplatz oder eine Arbeitsstelle, hat sich vielfach ein enormer Nachhilfebedarf ergeben. Es geht für die vielen, die in ihrer Heimat oft nur eine unzureichende schulische Grundbildung erfahren haben, um basale Kenntnisse und Fähigkeiten, in mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen etwa, es geht um berufsbedingte sprachliche Fähigkeiten, um Fachsprache und Fachwissen für die Arbeitsstelle oder die Ausbildung, um grundlegende Computerkenntnisse. Es geht um Wissen und Kenntnisse, wie sie in den Sprach- und Integrationskursen nicht vermittelt werden, im Berufsleben aber entscheidend sein können für gelingende Integration. Wer kann helfen? Wer kann Arbeitgeber ansprechen, Berufsschulen, Lehrer, welche Einrichtungen haben Sondermittel, wer eine gute Idee, wo kann ein Projekt organisiert und gefördert werden? Das waren die Themen des runden Tisches.

„Nein, das geht nicht.“ „Diese Maßnahme gilt nur für Menschen mit einer Bleibeperspektive.“ „Wir können nur Flüchtlinge fördern, die aus einem eng umgrenzten Katalog von Ursprungsländern stammen.“ „Uns stehen nur Gelder zur Verfügung für anerkannte Flüchtlinge.“ „Unsere Arbeitgeber machen bereits sehr viel.“ „Das kann man von einer Einrichtung wie der unsrigen nicht erwarten.“ „Dafür sind andere zuständig.“ „Die Ungeduld der Flüchtlinge muß auch gebremst werden.“ So und ähnlich die Argumente.

Ein Teil argumentierte aus der Sicht der jeweiligen Institution und Einrichtung, der andere aus dem Wissen um die Nöte der Menschen. Annegret Hachenberg beispielsweise, von der Initiative „Willkommen in Wermelskirchen“, plädierte für mehr Flexibilität: „Es nutzt uns nichts zu hören, was alles nicht möglich ist. Noch haben wir hier in Wermelskirchen sozialen Frieden. Und den müssen wir bewahren. Deshalb muß Bürokratie überwunden werden und mehr Flexibilität einziehen.“ Und weiter: „Die Menschen, die zu uns kommen und über zwanzig, mitunter älter sind als 30, die sehen ihr Leben davonschwimmen. Die wollen eine Familie gründen, wollen seßhaft werden, etwas leisten, sich integrieren. Die müssen ungeduldig sein. Diese Menschen kommen allesamt aus einem abgebrochenen Leben.“

Das gute Ende der Gesprächsrunde: Das Amt für Integration und Inklusion sagte spontan 3000 Euro als ad-hoc-Maßnahme für Nachhilfemaßnahmen zu, die von Tertia, einer Weiterbildungseinrichtung für Flüchtlinge, um weitere 2000 Euro aufgestockt wurden. Es sollte also möglich werden, in den kommenden Wochen die allernötigsten Hilfen für das Gelingen von beruflicher Ausbildung und die Absicherung von Menschen in Praktika und Arbeitsstellen durchzuführen. Bürgermeister Rainer Bleek war zufrieden mit der Debatte in diesem großen Kreis und regte an, bei Bedarf diese Runde wieder einmal zusammenzurufen.

Wer also Menschen kennt, die beispielsweise nicht mehr aktiv in ihrem Betrieb sind, aber Lust haben, jungen Menschen aus fremden Ländern auf die Sprünge zu helfen, ehemalige Unternehmer, Handwerker, Meister oder Gesellen, wer Lehrer, vor allem Berufsschullehrer kennt, die abends oder an den Wochenendtagen Schülern, Auszubildenden oder Praktikanten Nachhilfe erteilen können, der kann sich an die Initiative “Willkommen in Wermelskirchen” wenden, an die Stadtverwaltung, Frau Beyer oder Frau Dehnen, 

c.beyer@wermelskirchen.de

T.Dehnen@wermelskirchen.de

c.seng@wkiwk.de

 

 

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