Am 28. November d. J. fand zum 6.mal der Tag der Medienkompetenz im NRW-Landtag in Düsseldorf statt. – Ein subjektiver Bericht.
Zu Beginn wurden alle Teilnehmer, darunter viele Schulklassen, vom Vizepräsident des Landtags, Oliver Keymis, begrüßt. Er hob hervor, dass es darum geht, Fragen der digitalen Gesellschaft zu diskutieren. “Schwerpunktmäßig geht es bei dieser Veranstaltung um Gefahren und Herausforderungen, aber auch um Kreativität und Spaß im Umgang mit der digitalen Welt.” Er wies darauf hin, dass es beim Thema “Medienkompetenz” für ihn auch um “Demokratiekompetenz” gehe. Die neuen Medien haben und werden die Teilhabe am politischen Geschehen, sowie den öffentlichen und politischen Raum verändern. Es stellten sich einige Fragen: “Verschiebt sich politische Meinungsbildung ins Netz? Wird die Netzkommunikation extremer, schneller, direkter? Wird sie manipulativer oder transparenter?”
Ebenfalls begrüßte uns die Ministerpräsidentin, Hannelore Kraft. “Medien extrem…“ das Motto des diesjährigen Tages der Medienkompetenz greift besonders positive und negative Folgen und damit wichtige Fragen der fortschreitenden Digitalisierung auf: Wie gehen wir mit Hass und Extremismus im Netz um?” – So gehe von Nordrhein-Westfalen die Entwicklung eines Netzkodex aus. – Die Gegenbewegung zu Hass und Hetze im Netz wird von der Landesregierung unterstützt. Die Ministerpräsidentin wies auf das Projekt Medienscouts NRW hin. – Einem Projekt, in dem Schüler/innen Medienkompetenz vermittelt wird und sie so zu Lotsen für ihre Mitschüler werden.
Aus dem Programmheft: ” Unter dem Motto “Medien extrem…” widmet sich der sechste Tag der Medienkompetenz im Landtag Nordrhein-Westfalen extremen Phänomenen der digitalen Welt: Neben Hass, Hetze und religiösen Extremismus geht es auch um kreative, präventive und innovative Zugänge.”
Der Tag der Medienkompetenz wurde durch den ntv-Moderator Constantin Schreiber moderiert, der massive Anfeindungen im Netz erlebt, weil er eine Nachrichtensendung in arabischer Sprache moderiert.
Nach den Begrüßungen stellten die Medienpolitischen Sprecher der im Landtag vertretenen Parteien Aktionen vor Ort in kurzen Impressionen vor. Es wurde deutlich, wie unterschiedlich der Zugang zu den digitalen Medien in unserem Bundesland ist. Wie unterschiedlich an diesen heran geführt wird. Daran schloss sich eine Podiumsdiskussion zum Thema “Medien extrem…” mit Younes Al-Amayra, – Islamwissenschaftler, YouTuber und Deradikalisierungstrainer -, Melek Balgrün, – Social Media Managerin und E-Sport Nachrichtenreporterin -, und Richard Gutjahr, – Journalist, Blogger und Live-Berichterstatter -, an.
Yonnes Al-Amayra sagte: “Manchmal macht man gewisse Leute laut, wie etwa den bekanntesten deutschen Moslem. Der steht jedoch nicht für den Islam.”
Richard Gutjahr sagte: “Der Tag, an dem wir denen, die Hass säen, das Netz überlassen, wäre der größte Fehler.” und “Wir müssen lernen, anders zu kommunizieren, da man mit einem Twit Leben zerstören kann.”
Daran schlossen sich Foren an, vormittags fünf, nachmittags sechs Foren.
Forum “Hate Speech. Zum Umgang mit Hasskommentare im Netz”
Gleich zu Beginn des Forums wurde klar, dass es keine allgemein Gültige und juristische Definition “Hate Speech” (englisch für “Hassrede”) gibt.
Die AJS-NRW, – Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Landesstelle NRW e.V. -, definiert Hate Speech wie folgt:
“Hate Speech trifft Personen, die z.B. aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer (vermeintlichen) Herkunft, ihrer Religion, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung, einer bestimmten Gruppe zugeschrieben werden können. Hate Speech lässt sich somit als (digitale) Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit bezeichen. Die Übergänge zu Cyber-Mobbing sind durchaus fließend.”
Eine weitere Definition lautet: “Hate Speech ist digitale Gewalt, die über Sprache, Worte und Bilder verbreitet wird. Hate Speech zielt mit Hass auf ganze Gruppen, die auch außerhalb des Internets ausgegrenzt und angefeindet werden. Hate Speech beleidigt, bedroht und verachtet Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Ihres Glaubens, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung. Hate Speech sorgt in sozialen Netzwerken für ein feindliches Klima, das auch Gewalttaten im realen Leben auslösen kann.”
Was kann man gegen “Hate Speech” tun:
- Aktiv werden! – Das Internet ist dein Lebensraum. Übernimm Verantwortung und sorge dafür, dass Rassismus, Sexismus und Hetze im Netz keinen Platz finden.
- Einmischen Erlaubt! – Beziehe Position für ein weltoffenes und respektvolles Miteinander.
- Respekt im Netz! – Achte auf Netiquette und fairen Umgangston – auch Worte können andere Verletzen.
- Grenzen setzen! – Lösche Beleidigungen und Bedrohungen als Moderator/in in einer Seite. Blocke Leute, die sich bewusst rassistisch äußern oder streiche sie von deiner Freundesliste. Melde Hasskommentare beim Betreiber der Seite.
- Genau hinsehen! – Lass dich nicht für dumm verkaufen. Hate Speech ist manchmal schwer zu erkennen. So werden teils bewusst falsche Aussagen verbreitet oder Hat Speech tarnt sich als Ironie.
- Fantasie statt Hass! – Auch Ironie kann ein Mittel sein, um Hass im Netz mit Haltung zu begegnen. Manchmal hilft Humor auch, um absurde Argumente zu entlarven.
- Schütze dich selbst! – Achte beim Umgang mit Hasskommentare auf dich selbst und deine Grenzen. (aus: Hate Speech – Hass im Netz; Information für Fachkräfte und Eltern)
“Jeder kann dazu beitragen, dass Hass im Netz sich nicht weiter verbreitet. Auch du!”
Forum “LSBTI* in den Medien. Klischees und Vorurteile überwinden?
“Medial erzeugte Bilder von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen, – LSBTI* sind oft von Vorurteilen geprägt” (Programmheft Tag der Medienkompetenz 2016)
Zunächst klärten die Referentinnen mit uns Teilnehmern die Begrifflichkeiten, danach überprüften wir mit Hilfe von Brainstorming unsere eigenen Vorurteile im Zusammenhang mit den Begrifflichkeiten.
In einem weiteren Schritt stellten wir uns folgende Fragen: “Wie können wir mit diesen Bildern (Vorurteilen) umgehen, sie aufbrechen und für die Vielfalt der Realität öffnen? Wir alle haben Vorurteile. Aber wie können wir sie reflektieren und auflösen?
Wir stellten fest, dass Antidiskriminierungsprojekte für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt, wie z.B. SCHLAU NRW oder “Anders und gleich – Nur Respekt wirkt” wichtig sind, um die Vorurteile, die wir in unserer Sozialisation erwerben, möglichst früh, nämlich schon in der Schulzeit zu reflektieren und aufzulösen.
- “SCHLAU NRW” – SCHLAU sind die Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekte zu geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen.
- “Anders und gleich – Nur Respekt Wirkt” – Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt -gegen Homo- und Transphobie in Nordrhein-Westfalen.
Ein weiterer Blick führte uns zu den medialen Verunglimpfungen, Falschdarstellungen von Antidiskriminierungsprojekten, wie etwa SCHLAU NRW. Wir stellten fest, dass vor allem rechts-konservative Gruppierungen Antidiskriminierungsprojekte verunglimpfen, wie etwa der “Demo FÜR ALLE“, die AFD, aber auch Teile der CDU/CSU. Wir stellten fest, dass diese Kreise für ein konservatives Gesellschaftsbild der Fünfziger/sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts stehen.
Was können wir als LSBTI* tun? – Zu uns stehen. Nicht verstecken. Hass und Cybermobbing, – aber auch Hass und Mobbing im realen Leben -, entgegen stellen. Entsprechende Twits im Netz melden und die Personen im Zweifel anzeigen.
Fatzit des Tages:
Jeder einzelne, der im Internet unterwegs ist, sollte an seine Eigenverantwortung denken, bevor sie/er etwas postet. – Würde ich es wollen, dass dies auf der Plakatwand am Marktplatz steht?
Jeder ist mitverantwortlich, wie Diskussionen im Netz geführt werden. Jeder sollte überlegen, ob er das, was er postet, auch im realen Leben seinem Gegenüber ins Gesicht sagen würde.
Links:
www.andersundgleich-nrw.de
www.schlau.nrw
ww.medienscouts-nrw.de
www.tagdermedienkompetenz.de / www.facebook.com/TdM.NRW / twitter.com/TdM_NRW
Das Thema Medienkompetenz ist für uns in Wermelskirchen, im Anbetracht der fortschreitenden Digitalisierung, wichtig. Hier besonders auch das Thema Hate Speech, – Hassreden! Leider kann man dieses auch in den kommunalpolitischen Facebookgruppen lesen. – Zum Glück bisher noch nicht so, dass dies strafrechtliche Relevanz hätte, aber Hass bleib Hass.