Oppositionsdesaster

Ein Kommentar von Wolfgang Horn

Es gibt Veranstaltungen, von denen man sich wünscht, nachdem sie überstanden sind, man hätte sie besser nicht besucht. Es gibt sogar solche, von denen man im Nachhinein nicht einmal gerne spricht, geschweige denn etwas von ihnen aufschreibt. Eine solche Veranstaltung habe ich heute Abend besucht. Es war das Treffen in der Centrale, zu dem eine “Initiative Sportverein 09“ unter dem Großes versprechenden Titel: „Wiederbelebung eines Traditionsvereins“ eingeladen hatte, um dort der Öffentlichkeit das Konzept einer Vereinsopposition vorzustellen. Zur Vorgeschichte. Der Sportverein 09/35 durchlebt gerade, jedenfalls, was die Fußballabteilung angeht, eine karge Zeit ausbleibender Erfolge. Der Verein, dessen Erste Mannschaft einst stolz in der Oberliga kickte, dümpelt nunmehr in der Kreisliga A herum und hat auch in diesem Jahr den Wiederaufstieg in die Bezirksliga verpaßt. Die Phase im Leben eines Sportvereins, die nach Opposition, nach neuen, anderen Konzepten nachgerade schreit. Das dachten sich auch Peter Nattermann, einst, vor Dezennien, erfolgreicher Kicker, und Michael Ickenstein, vBildschirmfoto 2016-06-24 um 21.48.59on dem sich solches, große sportliche Reputation, in seiner Biografie nicht finden läßt. Heute Abend sollte, wenn man der Website der Initiative glauben kann, das “sehr umfangreiche sportliche und wirtschaftliche Konzept (…) interessierten Anhängern und Bürgern persönlich vorgestellt werden.” Und das, nachdem die Initiatoren, Nattermann und Ickenstein, die beste Gelegenheit zur Darlegung und Erläuterung Ihrer Vorstellung hatten verstreichen lassen, nämlich die ungewöhnlich gut besuchte Mitgliederversammlung des SV 09/35 vor wenigen Wochen. Dort, sozusagen in der Höhle des Löwen, anzutreten und für die eigenen Konzepte zu streiten, dazu hat der Mannesmut der beiden Streiter mit “Erfahrung, Kompetenz und Herzblut”, so die Eigenbeschreibung der beiden Kämpfer für ein besseres Vereinswesen auf ihrer Homepage, offenbar nicht gelangt. Heute also sollte der interessierten Öffentlichkeit das Konzept vorgestellt werden. Und da ich nun seit mehr als 35 Jahren Mitglied dieses Vereins bin, in den letzten Jahren indes mit eingestelltem Engagement, lag es nahe, heute Abend zu erfahren, ob nicht doch ein bißchen frischer Wind durch den Verein fegen wird, ob es Neuerungen geben kann, die noch nicht ausprobiert worden sind, ob andere Menschen andere Lösungen finden, die dem Verein ein wenig auf die Sprünge helfen. Nein, nichts von alledem. Nicht einmal ein Konzept. Hilfloses Geschwurbel, ahnungsloses Gerede, raunende Ankündigungen. Ickenstein und Nattermann überboten sich förmlich in unprofessionellem Geschwätz, darin, wie Funktionäre und Oppositionelle auf keinen Fall in der Öffentlichkeit auftreten dürfen. Ein Konzept sei vorhanden, man wolle es aber nicht ausgeben. Man sei zwar die Vereinsopposition, wolle aber keinen Unfrieden stiften. Man habe eigentlich nichts wirklich Konkretes zu sagen. Wie sagt der Volksmund? Ein gewaltiger Schuß in den Ofen. Nein, Herr Nattermann und Herr Ickenstein, so wird das Nichts. Wer den Mund spitzt, muß auch pfeifen. Zumindest pfeifen können. Nattermann und Ickenstein können es jedenfalls nicht. Für einen Funktionärsposten in irgendeinem Verein hat das heutige selbstangerichtete Desaster die Nattersteins und Ickermanns für alle Zeiten gründlichst desavouiert. Schade. Ach ja. Peter Nattermann, der noch Minuten zuvor seine friedlichen Absichten bekundet hatte, nämlich keinen Unfrieden im Verein anzurichten, feste beteuerte, wie sehr ihm der Verein eine Herzensangelegenheit sei, dieser Peter Nattermann verstieg sich am Ende des Debakels zu der großspurigen Ankündigung, derzeit verhandele er mit drei Vereinen gleichzeitig über sein Konzept und Mitte der Woche werde er verkünden, wem er seinen Zuschlag gebe. Vereinstreue auf nattermannisch.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Schüttrumpf,Dirk
    • 30.09.16, 14:15 Uhr

    Köstlich, danke für diesen Bericht.

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