Radius für Vorsorge mit Jod-Tabletten gegen radioaktive Strahlung wird ausgedehnt

Die Behörden in Belgien planen, im nächsten Jahr vorsorglich Jod-Tabletten zum Schutz vor radioaktiver Strahlung an die gesamte Bevölkerung auszuteilen. Nach dem Willen des Gesundheitsministeriums soll die Jodvorsorge damit ausgeweitet werden. Betroffen sind dann die Bürger in einem Umkreis von 100 Kilometern um ein Atomkraftwerk. Bisher werden die Tabletten nur in einem Umkreis von 20 Kilometern ausgeteilt.

Der Plan wird vor dem Hintergrund der Pannenserie in belgischen Atomkraftwerken debattiert. Kritik kommt vor allem aus dem Ausland: Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) forderte, die Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 vorübergehend herunterzufahren, bis offene Sicherheitsfragen geklärt seien. Die belgische Atomaufsicht hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, die Meiler seien sicher.

In Nordrhein-Westfalen selbst  gibt es keine Atommeiler, aber außerhalb der Landesgrenzen. Doel liegt in der Nähe von Antwerpen, etwa 150 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Tihange liegt in der Nähe der ostbelgischen Stadt Lüttich, etwa 70 Kilometer von Aachen entfernt. Mit anderen Worten; Das alles findet in unserer unmittelbaren Nachbarschaft statt. Wermelskirchen ist schließlich nur einhundert Kilometer von Aachen entfernt. Auch andere Gebiete von NRW liegen im Umkreis von Tihange: Der Pannenreaktor ist nur 60 Kilometer von Aachen entfernt. Zudem reichen die 100-Kilometer-Umkreise der Kraftwerke in Lingen und Grohnde fast bis ins Ruhrgebiet. Bei der vorherrschenden Wetterlage – bei uns kommt das Wetter zumeist aus dem Westen, aus Belgien und den Niederlanden – wäre NRW von Störfällen in den benachbarten Kernkraftwerken also unmittelbar betroffen.

Bildschirmfoto 2016-04-30 um 21.06.35Allerdings werden in NRW keine Jodtabletten verteilt – zumindest nicht direkt an jeden einzelnen Bürger. Radioaktiv verseuchtes Jod kann durch Einatmen, Lebensmittel oder Wasser in den Körper gelangen. Setzen sich Kernspaltungsprodukte in der Schilddrüse fest, können sie schwere Krankheiten wie Krebs auslösen. Werden Jod-Tabletten frühzeitig eingenommen, können sie nach Angaben des Bundesamts für Strahlenschutz die Aufnahme von radioaktivem Jod blockieren.

In Deutschland entscheidet bei einem Atomunfall der Umweltminister, ob Jodtabletten an die Bevölkerung ausgegeben werden. Die Verteilung ist Ländersache. An bundesweit acht Standorten sind dem Umweltinstitut München zufolge rund 137 Millionen Tabletten für den Notfall gelagert. Die Jodtabletten lagern in Krankenhäusern. Die Mitarbeiter haben nicht nur die Haltbarkeit im Blick, sondern auch den richtigen Einnahme-Zeitpunkt. Schließlich kommt es darauf an, wann eine radioaktive Wolke unsere Regionen erreicht.

© Foto Doel Molen By Friedrich Tellberg (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Guido Schimmack
    • 01.05.16, 0:09 Uhr

    Ich halte die Kraftwerke für Zeitbomben.
    Ich habe 2 Jahre hinter die Kulissen geschaut und kenn einige Tricks, wo man leicht vertuschen kann.
    Traurig, aber so wie die Störfälle an die Bevölkerung gemeldet werden, ist da einiges im Argen. Was da wirklich los ist, wissen die wenigsten und das ist vielleicht auch besser so.
    Ich würde da wegziehen sobald wie möglich.

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